TERRA SACRA INCOGNITA
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 ČESKY

ENTWICKLUNG UND UMBAUTEN DER KIRCHE MARIÄ HIMMELFAHRT IN KONOJEDY/KONOGED

Táňa Šimková

ÄLTERE FRÜHBAROCKE KIRCHE DES HL. JOHANNES VON GOTT

Die Kirche Mariä Himmelfahrt, die heute zusammen mit dem umfangreichen Gebäude des Schlosses eine markante Dominante der Gemeinde bildet, stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.[1] Die Geschichte dieses Baus ist aber viel reicher, weil es sich nicht um das erste Kirchengebäude handelt, das im Zentrum von Konojedy/Konoged entstand.

Die ältere Kirche des Hl. Johannes von Gott in Konojedy/Konoged ließ der damalige Besitzer der Herrschaft Franz Anton von Sporck als frühbarocken Sakralbau in den Jahren 1698–1699 erbauen.[2] Die Kirche war Bestandteil eines größeren Hospitalkomplexes, der aus dem Hospital an der Stelle der älteren Festung, aus der Kirche und aus einem Amtshaus bestand. Den Bau des Komplexes erwähnte Franz Anton von Sporck sogar in seiner Autobiographie im Jahr 1715. In seinem Werk konkretisierte er, dass es sich um ein prächtig erbautes und ausgestattetes Hospital für 50 Arme handelt. Der Bau des Komplexes ist dank der erhaltenen Baurechnungen, die für jedes Objekt getrennt geführt wurden, genau datiert. Interessant ist noch, dass allein auf den Bau der Kirche der höchste Anteil von 8 500 Gulden entfiel.

Die Baurechnungen sagen nicht nur etwas über die Baukosten aus, sondern vermitteln auch eine gründliche Vorstellung von der Form des Baus. Die gewölbte einschiffige Kirche wurde von einem Presbyterium abgeschlossen, das um ein herrschaftliches Oratorium erweitert wurde. An das Schiff wurde im Weiteren eine vorgeschobene Sakristei angebaut, ein Bestandteil des Baus war auch ein 20 Ellen hoher Turm mit innerer Uhrenkammer und einer Glockenetage, deren Seiten von zwei höher gelegenen Fenstern geöffnet wurden. Die Kirche wurde wahrscheinlich aufgrund der Möglichkeiten der Lokalität im Gegenteil zum heutigen Stand völlig umgedreht, das heißt, dass es sich nicht um ein ausgerichtetes Gebäude handelte, sondern das Presbyterium war entgegen der Tradition nach Westen ausgerichtet. Das Portal war höchstwahrscheinlich mit Lisenen geschmückt, die zu den profilierten Gesimsen liefen. Das Ostportal gegenüber dem Presbyterium wurde mit einem Giebel beendet, bei dem im Hinblick auf die frühbarocke Gründung ein dreieckiger Aufsatz über dem länglichen Grund vorausgesetzt werden kann. Der Giebel wurde von „Pyramiden“ dekoriert, d.h. von Steinobelisken an der Ecke des Giebels.

Unter der Kirche war eine Gruft, die sich als einziger Teil des älteren Baus auch in dem heutigen Objekt erhalten hat. Das Gebäude schließt mit einem Dach des Typs liegender Stuhl ab, was ein in Böhmen vor allem im 16.–18. Jahrhundert üblicherweise genutzter Dachstuhltyp war.[3] Die Innenausstattung bestand aus Orgel, vier Seitenaltaren mit Steintischen und aus einem aus Stein gearbeiteten Hauptaltar. Die Lage der Kirche stimmte mit der späteren Lage überein, was bedeutete, dass das Objekt auf einer erhöhten, künstlich gemauerten Terrasse stand. Der Terrainunterschied zwischen dem Fuß und dem Gipfel der Terrasse wurde mit einer Steintreppe überwunden, darüber hinaus wurde das ganze Hospitalareal von einer Einfriedungsmauer umschlossen. Die Gestalt der älteren Kirche ist so, wie sie in den Baurechnungen vermerkt ist, auch auf den erhaltenen Veduten erfasst, von denen die älteste aus dem Jahr 1698 stammt, dennoch entstand diese wahrscheinlich nur aufgrund einer indirekten Beziehung des Autors zu dem abgebildeten Ort. Eine viel authentischere Abbildung der älteren Kirche bringt eine Vedute aus dem Jahr 1712, die höchstwahrscheinlich aufgrund von Skizzen entstand, die direkt vor Ort gezeichnet wurden.

STIFTUNG UND BAU EINER NEUEN KIRCHE

Nach dem Tod von Franz Anton von Sporck im Jahr 1738 erbten das Ehepaar Anna Katherina und Franz Karl von Swéerts‑Sporck die Herrschaft. Nach langwierigen Streitigkeiten um das Erbe mit anderen Verwandten entschieden sie sich im Jahr 1743, ein Servitenkloster in Konojedy/Konoged zu gründen, um dessen Stiftung sie sich aber schon seit dem Jahr 1739 bemühten. Das Motiv für dieses Tun ist in den Anträgen an die Bewilligungsinstitutionen aufgenommen und entstammte der dreifachen Wunderheilung des einzigen Sohnes des adligen Paares Johann Christian, zu der es nach wiederholter Beilegung eines Skapuliers mit Reliquien der sieben Stifter des Servitenordens gekommen sein soll. Die Idee fand auch Unterstützung beim ersten Provinzial der böhmischen Servitenprovinz Wilhelm Maria Löhrer, der zugleich auch der Kaplan des Geschlechts Swéerts-Sporck war. Zu dem Stiftungsantrag äußerte sich zustimmend zuerst das Bistum Litoměřice/Leitmeritz, worauf anschließend am 25. Juli 1744 die Zustimmung vom Kaiserhof Maria Theresias folgte. Mit dieser Zustimmung wurde auch ein wirklicher Impuls für den Bau des Servitenklosters gegeben, von denen es in Böhmen nur fünf und in Mähren sogar nur zwei gab. Die Stiftung Konojedy/Konoged ist von allen Klöstern die jüngste, auf der anderen Seite handelte es sich um den größten Komplex in der böhmischen Servitenprovinz. Sehr bedeutend war auch seine Rolle bei der Aufbewahrung der Fragmente der Reliquien von den sieben Ordensstiftern.

Das Stiftungspatent des Klosters wurde erst 2 Jahre nach der Stiftungszustimmung, d.h. im Jahr 1746 herausgegeben. Nach langen Verhandlungen in Wien kam es am 7. Dezember endlich zur Erstellung des Stiftungspatents des Klosters für 20 Klosterbrüder. Das ganze Projekt sollte vom Aufbau bis zum Betrieb ausschließlich von den Gründern finanziert werden, genauso wurde von dem Patent festgelegt, wie hoch die Abgaben sein sollten und wie viele Naturalien das Kloster jedes Jahr von den Besitzern der Herrschaft für seine Tätigkeit bekommen sollte. Noch vor dem Bau der Kirche war klar, dass die Einweihung den sieben Vätern – den Gründer des Ordens zufällt. Dagegen bedingten sich die Gründer des Klosters aus, dass nicht nur sie, sondern auch die künftige Nachkommenschaft des Geschlechts in der Gruft unter der Kirche beerdigt wird. Im Jahr 1747 waren schon Baupläne für den Entwurfs des neuen Klosters mit Konvent vorbereitet und am 13. Mai verlief eine feierliche Einsegnung des Fundaments der neuen Kirche, in dessen vier Ecken vier große Steine gelegt wurden, unter denen gesegnete Gegenstände ruhten.

Auf die Frage, wer der Autor des Entwurfs für die Kirche und das Kloster war, gibt es keine klare Antwort. In der Literatur wird oft die Autorschaft des Provinzials Wilhelm Maria Löhrer erwähnt.[4] Es ist jedoch in den Quellen nicht möglich, eine Unterstützung für diese Behauptung zu finden. Genauso wenig wird diese Information in der offiziellen Biographie von Löhrer bestätigt und von der neusten Forschung im Rahmen der bauhistorischen Untersuchung ebensowenig belegt. Mit Sicherheit kann nur erwähnt werden, dass sich die Geldgeber Wenzel Hebeck, Anton Miller und Franz Ignaz Prée am Bau beteiligten. Dem letztgenannten Baumeister schreibt Richard Biegl in seinem neusten Werk über die Barockliteratur den Entwurf der Kirche zu, wobei er seine Behauptung auf den Fund der Kirchenpläne stützt, die gerade von Franz Ignaz Prée signiert waren.[5] Diese Behauptung wird aber von der bauhistorischen Untersuchung widerlegt, die den Entwurf aufgrund der stilistischen Ähnlichkeit mit der Kirche in Dubá/Dauba dem Baumeister Zacharius Hofmann zuschreibt. Für die Autorschaft von Hoffman sprechen vor allem übereinstimmende Elemente in der Gestalt von beiden Kirchen, wie zum Beispiel die gleiche Höhe der Pilasterreihen im Portal, hohe in Halbkreisform endende Fenster oder ein hoher dreiteiliger Sockel. Die Ähnlichkeit von einer Reihe von Elementen ist so auffällig, dass sie sogar die eher unterschiedliche Komposition von beiden Kirchen überwiegt. Biegls Zuschreibung der Autorschaft des Baumeisters Franz Ignaz Prée bezeichnet die Untersuchung als Irrtum, der auf dem Fakt basiere, dass Prée nur zwei Pläne aus der ganzen Sammlung zur Kirche in Konojedy/Konoged signierte. Diese beiden Pläne sind aber deutlich jünger und betreffen den Bau des Konvents in der Zeit, in der die Kirche schon erbaut war. Prée konnte so nur Autor der Sakristei der Kirche sein, die ein etwas jüngerer Anbau ist.

Aufgrund des Entwurfs wurde in Konojedy/Konoged an der Stelle der älteren Kirche ein ausgerichteter einschiffiger Kirchenbau mit einem rechteckigen nicht abgesetzten Presbyterium erbaut, in dessen Achse ein Prismenturm eingefügt ist. Den Innenraum der Kirche schloss ein System von böhmischen Gewölben auf massiven Wandpfeilern mit reichen Kapitellen ab, in den westlichen Teil des Schiffes wurde eine Gruft gelegt, die Seiten des Presbyteriums wurden durch Oratorien erweitert. Der Rohbau der Kirche war vermutlich schon im Jahr 1749 fertig, als mit dem Setzen der steinernen Kapitelle der Außenfassadenlisenen und des Kronengesims begonnen wurde. In das Dorf ragte die Kirche mit einem deutlichen Giebel mit Steinmetzdekorationen, vor dem westlichen Portal war auch eine unterwölbte gemauerte Terrasse erkennbar, die wahrscheinlich die älteren Teile der frühbarocken Terrasse der ursprünglichen Kirche nutzte. Der ganze Bau, einschließlich der Dachstühle, wurde zum Jahr 1750 beendet, obwohl die Vollendungsarbeiten in Exterieur und Interieur der Kirche noch zwei Jahre liefen. Im Jahr 1751 wurde so die Kirche zum Beispiel unter den schon fertigen Dachstühlen eingewölbt, wie die Baurechnungen für das Brennen der Ziegel und die anschließende Anmerkung über das Schließen der Gewölbe über dem Schiff und dem Chor zeigen. Die erste Messe wurde in der Kirche am 20. August 1752 gelesen.

Die Wirkung des neuen Kirchenbaus wurde gut durchgedacht, vor allem in der Kombination des einfachen Äußeren, dessen visuelle Hauptkraft vor allem in der Massivität der Bausubstanz bestand, und eines sehr reich ausgestatteten Innenraums. Die Architektur an sich ist zwar einfach, dennoch wird der Eindruck deutlich von einer spärlichen und trotzdem reichen Stuckdekorierung bekräftigt. Autor der Stuckdekorierung war der Stuckateur Carlo Palliari, in der Literatur Pilliardi genannt. Er war wahrscheinlich Mitglied der ursprünglich italienischer Stuckateurfamilie Palliardi, die vor allem in Prag wirkte. Palliardi führte in Konojedy/Konoged eine Stuckdekorierung nicht nur der Emporen im Presbyterium durch, sondern fertigte auch reiche in verschiedenen Teilen der Kirche platzierte Stuckwappen an. Sauberkeit und Sparsamkeit der Architektur und der Stuckdekorierung bildeten eine sehr würdige und passende Kulisse für die reiche Ausstattung, die sich dank der gewahrten Angemessenheit auszeichnen konnte und eine wichtige Rolle in der Hauptwirkers auf die Gläubigen behielt.

Im Jahr 1757, noch vor der Grundsteinlegung des Konvents, starb sein Gründer Franz Karl Swéerts‑Sporck und die Herrschaft erbte sein Sohn Johann Franz Christian. Der setzte das Werk seiner Eltern des Baus des neuen Konvents fort, dessen Grundstein am 8. April 1758 feierlich gelegt wurde. Der Aufbau der Klostergebäude betraf auch die Kirche, denn zu dieser Zeit entstand auch eine Sakristei am Nordportal des Presbyteriums. Autor dieser Bauphase war wahrscheinlich der Baumeister Prée, der auch der Autor des Klosterentwurfs ist. Der Anbau der Sakristei kann ihm vor allem aufgrund der gleichen Konzeption der Fassade des Klosters und der Sakristei zugeschrieben werden. Hinsichtlich der Tatsache, dass die Sakristei vor allem den Angehörigen des Klosters dienen sollte, wurde im Obergeschoss ein geschlossenes und der Öffentlichkeit nicht zugängliches Oratorium errichtet, für dessen Bau drei Arkadenbögen des Chorteils der Kirche durchbrochen wurden. Mit dem Anbau des Oratoriums wurde der Ausbau beendet, was der Bericht bestätigt, der am 20. November 1760 an das Konsistorium in Litoměřice/Leitmeritz gegeben wurde. Nach dem Bericht war die Kirche zu dem Zeitpunkt völlig fertiggestellt und es blieb nur noch, die Altäre zu versetzen, die noch in der Herstellung waren. Die Vollendungsarbeiten verliefen bis zum Jahr 1762, als die Kirche am 20. Juni vom Bischof von Litoměřice/Leitmeritz Emmanuel Ernst von Wallenstein feierlich geweiht wurde. Sehr interessant ist die Feststellung, dass sich die Gestalt der Kirche im Laufe des Kirchenaufbaus zwischen den Jahren 1746–1760 im Vergleich zu dem ursprünglichen Entwurf durchgehend veränderte. Schon in dem ältesten erhaltenen Plan der Kirche ist eine Veränderung der Form des Presbyteriums von einem segmentierten zu einem rechteckigen bemerkbar und es wurde zusätzlich der Turm darüber hinzugezeichnet. Hinter dem Presbyterium sollte eine Sakristei anschließen, die aber in der älteren Bauphase nicht gebaut wurde und anschließend an die Seite des Gebäudes verschoben wurde. An die nördliche Seite der Kirche sollte wahrscheinlich auch ein weiterer Teil des Objektes angebaut werden, der Bau dieses Teils blieb aber nur in der Vorbereitungsphase, was am Gebäude noch heute feststellbar ist.

JÜNGERE UMBAUTEN DER KIRCHE

Von jüngeren Umbauten wurde die Kirche nicht so wesentlich betroffen, so dass diese ihr authentisches spätbarockes Aussehen nicht radikal ändern konnten. Rund um das Jahr 1770 wurde das Mittelfenster im Erdgeschoss der Sakristei für den Zutritt von außen verändert. Die wahrscheinlich fühlbarste Veränderung betraf den Konvent aus einer eher formalen Sicht, als das Servitenkloster nach dem Erlass des Kaisers Joseph II. im Jahr 1786 aufgelöst und die Kirche zu einer Pfarrkirche wurde. Das Klostergebäude, das nach der Auflösung unter die Verwaltung des Religiösen Fonds verfiel, kaufte Johann Christian Graf Swéerts-Sporck im Jahr 1790 zurück und baute den Konvent zu einem Schloss um.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verliefen die Hauptbauarbeiten im Dachstuhl der Kirche und über der Sakristei, wo Stützelemente angebracht wurden. Ein größerer Umbau war vor allem das Einfügen eines hölzernen Grabs Gottes in die Westnische der südlichen Wand des Schiffes.

Am Ende des 19. Jahrhunderts verlief in der Kirche eine umfangreichere Rekonstruktion, die vor allem auf Schäden in den Gewölben und im Mauerwerk zielte. Diese wurden im Jahr 1890 repariert und die Kirche wurde anschließend geweißt und allgemein gereinigt. Die böhmischen Gewölbe im Ordensoratorium, deren Abdruck noch heute an den Umfassungswänden sichtbar sind, konnten wegen zahlreichen Schäden nicht gerettet werden und sie wurden wegen des drohenden Einsturzes abgerissen und durch eine flache Schilfdecke ersetzt, der Raum wurde weiterhin als Lagerraum für Kirchenbedarf genutzt. Die durchgeführten Reparaturen im Kircheninnenraum wurden aber nach den schriftlichen Unterlagen nicht besonders hochwertig durchgeführt, was auch die anschließende schon im Jahr 1912 durchgeführte große Kirchenrekonstruktion bestätigt.

Die Kriegsjahre beeinflussten die Kirche eher negativ. Eine Munitionsexplosion im nahgelegenen Steinbruch Dubičná/Eicht verursachte den Einsturz der flachen Decke im ehemaligen Ordensoratorium und in der ganzen Kirche wurde ein großer Teil der Fensterscheiben zerschlagen, wobei dieser Zustand zumindest bis in das Jahr 1952 nicht repariert wurde. Die anschließenden Jahre der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts sind eher mit dem schrittweisem Verfall der Kirche und auch des ehemaligen Klosters verbunden, den erst die nachfolgende Gesamterneuerung der Kirche in den Jahren 2009–2016 stoppte.

FARBIGKEIT DES KIRCHENINTERIEURS

Gleichzeitig mit dem Bau der neuen Kirche in den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts wurde auch die Farbgebung des Interieurs des Schiffes und des Presbyteriums gelöst. Diese sollte vor allem mit Hinblick auf die reiche Innenausstattung so gewählt und geplant werden, dass sie deren markante visuelle Wirkung nicht verdrängte, sondern sie mit eher hellen und gedämpften Farbtönen unterstützte. Die ältesten Schichten der Farbanstriche des Kircheninneren verschwanden leider im Laufe der Zeit unter jüngeren Überstrichen und Reparaturen, so dass obwohl das Gebäude an sich die lange Zeit seiner Existenz nur mit kleinen Abweichungen vom ursprünglich realisiertem Aussehen überstand, die Prägung des Innenraumes aber mit radikalen und letztendlich nicht besonders positiven Erneuerungen verändert wurde.

Die Möglichkeit, die authentischen Farben aus der Zeit des Entstehens der Kirche zu erneuern, eröffnete sich erst mit der Gesamtrevitalisierung der Kirche, konkret im Jahr 2015, als im Kircheninneren ein bis zum Kirchengewölbe reichendes Gerüst errichtet wurde und so die Möglichkeit eröffnete, eine ausführliche Untersuchung und Bewertung aller erhaltenen Mauerputz- und Anstrichschichten auf allen Höhenniveaus durchzuführen.

Untersuchungen, die im Jahr 2015 realisiert wurden,[6] schlossen an die schon durchgeführte Untersuchung von Michal Panáček aus dem Jahr 2014 an,[7] fügten vor allem Erkenntnisse aus früher nicht zugänglichen Partien der Kirche hinzu und aufgrund der Abschlüsse von beiden Untersuchungen wurde die Gestalt der ältesten Lösung der Farbgebung bestimmt, die später im Rahmen der Kirchenrevitalisierung erneuert wurde. Die Untersuchung verlief nur lokal, damit die großen Partien der erhaltenen Oberflächen nicht beschädigt wurden. Das bedeutete, dass nur kleine längliche Sonden geöffnet wurden, die durch schrittweises Abkratzen von einzelnen Anstrichen die Änderungen der Farbgebung und der materiellen Zusammensetzung der einzelnen Aufbereitungen aufdeckten. Die Sonden wurden so gelegt, dass sie möglicherweise über mehrere Elemente verliefen und so eine eventuelle Kontrastbearbeitung der einzelnen Teile entdeckt würde.

In der Zeit, in der die Untersuchung durchgeführt wurde, wurde die Bemalung und Farbgebung von der jüngsten in den Jahren 1912–1913 realisierten Lösung bestimmt, wobei die Entscheidung über den neuen Anstrich des Kircheninneren schon im Jahr 1911 fiel, als die vorherige im Jahr 1890 durchgeführte Reparatur Joseph Schiffers als sehr mangelhaft bewertet wurde. Neue Anstriche vom Anfang des 20. Jahrhunderts wurden von Hermann Perthen durchgeführt, einem Maler aus Tisá/Tissa, in Zusammenarbeit mit dem Baumeister aus Litoměřice/Leitmeritz Alexander Grandiss. Die Reparatur wurde mit der Bauabnahme am 9. September 1914 beendet.

Aus schriftlichen Quellen geht hervor, dass es vor dem Auftragen der Anstriche zu relativ großen Erneuerungen der Maueranwürfe im de facto ganzen Verlauf des Sockels im Schiff kam, die wahrscheinlich bis zum Mauerhaupt abgefallen waren, was auch das Fehlen von älteren Putzschichten erklärt, die an dem stark beschädigten und nassen Sockel nicht mehr vorgefunden wurden. Den Rechnungen zufolge wurden auch alle Füße und Kapitelle an den Pilastern der Gewölbedienste repariert, hier kam es aber nachweislich nur zu lokalen Reparaturen und zum anschließenden Überstrich von allen Elementen im Rahmen der neuen Ausmalung der Kirche.

Die jüngste Farbschicht fasste den Raum der Kirche in helle, eher cremefarbige Farben mit kontrastreich gefasstem Gewölbe. Aus dem vielmals reparierten Sockel in Ocker wuchsen aus den weißen Füßen cremefarbige Pilasterkörper, die wieder mit kreideweißen Stuckkapitellen abgeschlossen wurden. An die Knäufe schlossen sich Steingebälke in einer cremig hellen grau-ockeren Farbe desselben Tons und Dichte wie die Körper der Pilaster an. Dagegen wurde das Gewölbe in einem kontrastreichen zweifarbigen Ton gefasst.

Plastisch vorstehende Elemente, wie Gurtbögen in den Gewölben, Stuckrippen an den Stichkappen, Kreisfelder in den Gewölbegipfeln oder Wandgurte über den Fenster wurden gleich wie die Pilaster mit einem hellen cremefarbigen grauockeren Anstrich versehen. Zurücktretende Flächen der einzelnen Gewölbefelder wurden dann mit einem Aufstrich in einer relativ ungewöhnlichen hellrosa Farbe ausgefüllt. Warum dieser relativ überraschende Anstrich gewählt wurde, ist aus den schriftlichen Quellen nicht klar, es ist jedoch zu vermuten, dass der Farbton auf die rosa Marmorflächen abgestimmt wurde, die an den Altären und Brustlehnen der Oratorien in der Kirche genutzt wurden. Andere plastisch hervorragende Elemente, d.h. vor allem die Stuckwappendekorierung der Oratorien, wurden mit einem weißen Monochromanstrich vereinheitlicht, farbig blieb nur das große an der unteren Seite der Orgelfläche der Gruft gelegene Stuckwappen. Auf die Flächen der Pilaster wurden große gemalte mit Kränzen gesäumte Konsekrationskreuze angebracht, womit die neue Ausmalung wahrscheinlich beendet und zur Abnahme und zur neuen Weihung vorbereitet wurde. Aus dem Vergleich mit dem entworfenen Farbmusterblatt der Anstriche und mit dem Auszeichnen der entworfenen Farbgebungvon Hermann Perthens wird deutlich, dass diese Fassung die letzte große Reparatur der Anstriche war, die im Kircheninneren bis zur Revitalisierung am Anfang des 21. Jahrhunderts blieb.

Es wurde schon erwähnt, dass die älteren Fassungen von den jüngsten Farbschichten überdeckt wurden, die im Jahr 1890 im Rahmen der Herrichtung der Kirche vom Bildhauer und Steinmetz aus Stvolínky/Drum Joseph Schiffer durchgeführt wurden. Nach den schriftlichen Quellen wurden bei der Herrichtung zuerst die beschädigten Stellen der Gewölbe und Wände repariert und anschließend die ganze Kirche komplett ausgeweißt, wobei die Reparaturen mangelhaft durchgeführt wurden. Auf der anderen Seite muss aber gesagt werden, dass dank des angewandten Verfahrens, in dem die älteren Schichten nur mit einer neuen Tünche in dünner Schicht überstrichen wurden, die ältesten authentischen Maueranwürfe und Anstriche aus der Zeit des Kirchen- baus erhalten blieben. Dank der Tatsache, dass es nicht zur generellen Abschlagung kam, wurde es möglich, während der Untersuchung im Jahr 2015 deren Relikte zu entdecken und aufgrund dieser Funde die Gestalt der ursprünglichen Farbgebung zu rekonstruieren.

Die älteste Ausmalung der Kirche kann genauer knapp nach dem Jahr 1752 datiert wurden, als der Rohbau der Kirche beendet wurde und die Arbeiten an den Details des Innenraums und des Exterieurs der Kirche verliefen. Im Innenraum wurden im Jahr 1751 die Stuckköpfe der Pilaster der Gewölbedienste fertiggestellt und im Jahr 1752 kam es zum Verputzen der Flächen. Die Maueranwürfe wurden zweischichtig durchgeführt, wobei die Grundschicht relativ dicke Kernmaueranwürfe mit einem hohen Anteil an weich gemahlenem Kalk und einem höheren Anteil an gröberen, wahrscheinlich Grubensand bildeten. Die zweite Schicht bildete ein zarter, fest gespannter Stuck mit glatten Oberflächen, in Feldern zwischen den Gewölberippenbögen hatte dieser Stuck eine markant gröbere Struktur, wahrscheinlich um ein kontrastreiches Aussehen zu erreichen, das auf verschiedenen visuellen Eigenschaften der Oberflächen eines sonst einheitlichen Materials beruht. Auf die Stuckschicht wurde anschließend dick deckende Tünche aufgestrichen, wobei die Farbschichten technologisch auf einen einheitlichen monochromen weißen Kalkunteranstrich aufgetragen wurden, der einen wahrscheinlich wechselnden Farbton des Maueranwurfs und des Stucks ausglich, was den Farbton besser unterstrich.

Das Gesamtaussehen der Schlussdisposition der Anstriche des Innenraums ging von der gründlichen weißen Tünche aus, auf der kontrastreiche farbige Anstriche der vorstehende Elemente der Stuckköpfe und der plastischen Elemente der Gewölbe durchgeführt wurden. Dieses Grundprinzip ergab sich wahrscheinlich aus der Bemühung, die gegenseitigen Schichten der einzelnen Konstruktionen zu betonen. Es handelte sich um ein Prinzip, das von Methoden der Renaissance ausgeht, aber gerade in der Barockzeit breite Anwendung fand.

Kontrastreiche vorstehende Elemente wurden in zwei Farbvarianten ausgeführt. Auf den Stuckkapitellen, in versenkten länglichen Feldern der Wandgurte und Zwischengewölbebögen und auf den durchgehenden glatten Gurten der aufgesetzten Gewölbe wurde ein sehr heller gelber Ton der Tünche genutzt. Sehr interessant ist im Fall der erwähnten Elemente auch die Arbeit mit der Struktur der Grundmaueranwürfe. Bei den Gurten der Gewölbeaufsätze und den versenkten Feldern der Gurte wurde die Struktur der aufgestrichenen Oberfläche im Gegensatz zu den anderen Flächen unter Hinzufügung von einem gröberen Sand und von einer nicht zu sorgsamen Einreibung der Oberfläche angeraut, womit wahrscheinlich ein besseres Kontrast zwischen den verschiedenen Farben der Flächen erreicht wurde. Im Gegensatz dazu wurden bei den Stuckköpfen Maueranwürfe mit deutlich fettigerer Oberfläche benutzt, die es ermöglichten, den Putz bis zu einem glänzenden Effekt zu glätten. In der Kombination mit der hellgelben Farbe konnten so die Kapitelle nach dem Anstrich golden wirken, was bestimmt der gewünschte Effekt war.

Der zweite gewählte kontrastreiche Farbton der vorragenden Elemente war hellgrau. Diese Farbe wurde ausschließlich für die Elemente des Gewölbes genutzt, auf denen sie die vorragenden Teile der Wandgurte und der Zwischengewölbegurte bedeckte, sowie die Stuckrippen der einzelnen Gewölbefelder und Kreisobjekte in den Gipfeln.

Die gewählte Anstrichkombination kann allgemein als sehr frisch und hell mit eher gedämpfter Farbsättigung beschrieben werden. Die Sauberkeit der gesamten Fassung, genauso wie deren relativ markante Einfachheit, ist im Hinblick auf die Zeit der Entstehung in der Mitte des 18. Jahrhunderts relativ überraschend, denn in dieser Zeit waren eher dicke und reich gefasste Ausmalungen der Wände üblich, oft mit einer Imagination von Steinen in der Zeichnung und in Kombination mit figuralen Deckenfresken. Die gewählte einfache Ausmalung spricht von einer hohen Raffinesse und einer durchdachten Gesamtplanung des Projektes und des Konzepts des Kirchenbaus, in dem wahrscheinlich von Anfang an mit einer reichen und farbig deutlichen Kirchenausstattung gerechnet wurde, die sich auf der hellen und unkomplizierten Unterlage gut spiegelte und hervortrat. Darüber hinaus trägt die genutzte Farbgebung zu einer visuellen Vergrößerung des schon ausgedehnten Raumes der Kirche bei, womit seine Monumentalität und Exklusivität noch erhöht wurde.