TERRA SACRA INCOGNITA
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 ČESKY

DER GEHEIME BERG KREMÍN/KRZEMIN UND DESSEN BEFESTIGUNG

Ivan Fuksa

Der Berg Křemín/Krzemin erhebt sich am linken Elbufer zwischen den Dörfern Křešice/Kreschitz, Třeboutice/Trebautitz und Zahořany/Zahorzan und mit einer Höhe 244 m ü. M ist er eine der Dominanten der Umgebung von Litoměřice/Leitmeritz. Dank seiner Lage im südlichen Vorgebirge des Böhmischen Mittelgebirge handelt es sich um ein Ort mit gutem Ausblick sowohl auf die Straße Litoměřice/Leitmeritz – Česká Lípa/Böhmisch Leipa und den Fluss Elbe mit der parallel verlaufenden Straße Litoměřice/Leitmeritz – Mělník/Melnik, als auch auf die Landschaft, die sich von Litoměřice/Leitmeritz nach Roudnice nad Labem/Raudnitz an der Elbe und in Richtung Louny/Laun ausdehnt. Weil sich der Křemín/Krzemin nicht einmal drei Kilometer Luftlinie von der Befestigungsanlage Malá pevnost entfernt befindet, die ein Bestandteil der Festung Terezín/Theresienstadt war,[1] war es möglich, vom Berg aus den Innenraum der gesamten Festung zu sehen. Ebenso kann man vom Berg aus den Verkehr auf der Elbe und auf der Straße Mělník/Melnik – Litoměřice/Leitmeritz kontrollieren. Das machte den Křemín/Krzemin zu einem für die Verteidigung des Gebiets strategisch wichtigen Punkt. Im Falle der Besetzung des Berges von einem Feind konnten von hier aus Straßen in der Umgebung blockiert und der Innenraum der Festung gut beobachtet werden. Dagegen konnten die Verteidiger der Festung Terezín/Theresienstadt von diesem Berg aus die Bewegungen des Feindes blockieren und seine Aktivitäten in der Umgebung beobachten. Deshalb ist es keine Überraschung, dass es hier schon im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts, in der Zeit des sog. Kartoffelkrieges, eine Befestigung gab.[2] Dies bedeutet, dass hier noch vor dem Bau der Bastionsfestung Terezín/Theresienstadt und mehr als 60 Jahren vor dem Ausbau des Brückenkopfes der Festung Terezín/Theresienstadt eine kleine Festung erbaut wurde.[3] Nach allen verfügbaren Informationen existierte die Befestigung bis zum Jahr 1866, als sie durch das Fort Křemín/Krzemin ersetzt wurde.[4]

Die Befestigung aus der Zeit des Kartoffelkrieges lag ungefähr in der Mitte der Hügelspitze und hatte eine längliche Form mit Bastionen in jeder Ecke, die gemeinsam mit einer Kurtine verbunden waren. Die Wälle waren Erdwälle. In der Mitte stand wohl ein Ziegel- oder Lehmgebäude zur Unterbringung der Festungsbesatzung.[5] Den Zugang ermöglichte der Weg aus Zahořany/Zahorzan.[6] Es handelte sich daher um eine relativ einfache Festung. Für die Lage auf dem Berg Křemín/Krzemin, der an sich schon schwierig zu besteigen ist, war aber diese Befestigung ausreichend. Es wäre zu erwarten, dass sich in der Zeit des Ausbaus des neuen am rechten Elbufer gelegenen Brückenkopfes der Festung Terezín/Theresienstadt im Jahr 1850,[7] Anstrengungen unternommen würden, eine neue und stärkere Befestigung auch auf dem Křemín/Krzemin zu errichten. Das Gegenteil ist aber der Fall. Eine Änderung erfolgte erst während der Verstärkung der Festung am Vorabend des Preußisch-österreichischen Krieges im Jahr 1866, als das bisherige Objekt beseitigt wurde und ein neue Festungsanlage gebaut wurde – das Fort Křemín/Krzemin, das größte Fort des ganzen neuen Brückenkopfes der Festung Terezín/Theresienstadt.[8] Es handelte sich um ein halbpermanentes Artilleriefort mit einem Wall. Das Objekt war nierenförmig. Es lag an der Westseite des Berges Křemín/Krzemin und nahm ungefähr ein Drittel der Plateaufläche ein. Der Eingang in das Fort befand sich an der Westseite. An der West- und Ostseite war das Objekt von einem Trockengraben umgeben, an der Nord- und Südseite war es nicht nötig einen Graben anzulegen, da der Hang steil abfiel und somit ein ausreichendes Hindernis für das Vorrücken darstellte. Der östliche Graben hatte eine teilweise gemauerte Eskarpe und Kontereskarpe. Hinter dem Graben erhob sich der Haupterdwall. Auf dem Wall befanden sich Positionen für Artilleriewaffen und für Schützen mit Kleinwaffen, die auf dem Bankett hinter der Brustmauer aufgestellt waren. Zwischen den einzelnen Positionen für die Artillerie wurden Traversen erbaut, die sowohl voll, als auch hohl waren. Insgesamt gab es 11 Traversen.

Hinter dem Hauptwall befanden sich mehrere unter dem Terrainniveau gegrabene Räume, die als Munitionsdepots oder als Schutzräume dienten. Das Fort wurde auf einem Drittel der Länge mit einem in einer Querachse Nord-West orientierten Erdwall gesperrt, in dem es einen Durchgang und mehrere versteckte Lagerräume gab. Der Grund für den Bau des Walles war die Verbesserung der Verteidigung des Fortes im Fall eines Durchbruchs des Feindes in den Innenraum. Es handelt sich daher eigentlich um ein Retranchement. Im südlicheren Teil des Forts wurde ein Erd-Holzblockhaus gebaut, das von zwei Seiten von einem Erdwall umgegeben war. Das Objekt hatte einen eigenen gemauerten Brunnen, der sich an der Westseite des Forts befand. Außerdem gab es einen gemauerten Abflusskanal, der von den Latrinen wegführte und vor der westlichen Seite des Forts endete. An der Südwestseite des Forts, in Richtung der Festung Terezín/Theresienstadt, wurde ein Erdpodest für Lichtsignalgebung gebaut. Aus dem Graben ragten Palisaden. Desweiteren wurde im Areal des Forts eine geschützte Küche erbaut.

Die Aufgabe des Forts Křemín/Krzemin war es, durch Beschuss den Raum eines voraussichtlichen Vormarsches des Feindes in der Umgebung des Berges in nördlicher, nordwestlicher und nordöstlicher Richtung zu verschließen, im Weiteren durch Beschuss die Straße Mělník/Melnik – Litoměřice/Leitmeritz zu schließen und das Flussbett der Elbe zu sperren. Das Fort sollte aber vor allem die dominierende Höhe 244 Křemín/Krzemin schützen, die als Beobachtungsstelle der Verteidiger dienen konnte des Preußisch-österreichischen Krieges mit sechs Kanonen Kaliber 24 Pfund, mit zwei Haubitzen Kaliber 7 Pfund, mit 20 Mörsern Kaliber 10 Pfund und mit sechs Mörser Kaliber 30 Pfund ausgerüstet. Insgesamt wurden hier 36 Läufe platziert.[9] Für die Verbindung mit dem Kern der Festung Terezín/Theresienstadt wurden im Raum des Forts Křemín/Krzemin ein optischer Telegraf und auch ein elektrischer Drahttelegraf aufgestellt.[10] Dank einer perfekten Aussicht von diesem Berg kann man vermuten, dass das Fort Křemín/Krzemin als eine Hauptbeobachtungsstelle der Festung Terezín/Theresienstadt diente.

Der Beginn der Bauarbeiten am Fort Křemín/Krzemin im Jahr 1866 wurde auf den 20. Mai gelegt, als der Bau der Straße zum zukünftigen Fort begann.[11] Der Bau der Befestigung verlief unter der Führung des Oberleutnants der Pioniere Schmidt.[12] Am Ende des Preußisch-österreichischen Krieges im Jahr 1866 wurde das Fort von der Armee verlassen, es wurde aber nicht zerstört, darum ist es bis heute erhalten. Das Fort Křemín/Krzemin ist heute das am besten erhaltene Gebäude nicht nur des ganzen neuen Brückenkopfes, sondern auch der ganzen Bebauung in der Umgebung von Terezín/Theresienstadt im 19. Jahrhundert. Das Objekt erhielt sich praktisch im ursprünglichen Zustand, es kam nur zur Absenkung des Bodens, der die Konstruktion des Forts bildet. Das Fort hat sehr gut erhaltene Wälle und Gräben. Im östlichen Graben zwischen dem Fort und dem künstlich begradigten Terrain erhielten sich Überreste von Steinmauerwerk, mit dem die Kontereskarpe verkleidet war. Im Innenraum des Forts sind auch Stellen zu erkennen, wo Holz-Erdobjekte standen. Auch ist hier der Innenwall erhalten.

An den Wällen sind die Stellungen für die Artillerie gut erhalten, genauso wie die Traversen. An den Stellen, wo hohle Traversen standen, sind Einsenkungen infolge zerstörter Innenkonstruktionen deutlich. Auch die Auffahrten für die Artillerie sind an manchen Stellen erhalten. Der eigentliche Innenraum des Forts ist von Gesträuch bewachsen, genauso wie ein gut erkennbares Plateau mit einem absichtlich planierten Terrain vor dem Fort. Es ist auch der ursprüngliche Zufahrtweg zum Fort erhalten. Den einzigen deutlichen negativen Eingriff in die Fortifikationsstruktur brachte eine Gartenkolonie am westlichen Fuß des Walls, die zu einer teilweisen Zerstörung des Fußes beitrug. Der ursprüngliche Brunnen des Forts dient heute als Wasserquelle gerade für diese Gartenanlage.