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 ČESKY

DAS AREAL DER KIRCHE DER HL. DREIFALTIGKEIT IN ZAHORANY/Zahorzan

Martin Barus – Kamil Podroužek

BAUGESCHICHTE DER KIRCHE DER HL. DREIFALTIGKEIT IN ZAHOŘANY/Zahorzan

Die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit in Zahořany/Zahorzan bildet eine Landschaftsdominante in der weiteren Umgebung und gehört zu den relativ bekannten Denkmalen der Frühbarockarchitektur in Nordböhmen. Dieser Ruhm ist darin begründet, dass es sich um eines der ältesten Barockgebäude handelt, die in Böhmen nach dem Dreißigjährigen Krieg erbaut wurden, und auch in seinem relativ tristen Zustand.

Vorläufer der Kirche in Zahořany/Zahorzan

Obwohl die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit in Zahořany/Zahorzan in der Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut wurde, ist im Hinblick auf die ältere Besiedlung des Dorfes zu Recht nach ihren eventuellen Vorläufern zu fragen. In traditionellen Quellen, die die Existenz der Kirchen im Hochmittelalter erfassen, wird die Gemeinde Zahořany/Zahorzan nicht erwähnt.[1] Es kann daher vermutet werden, dass die Einwohner der Gemeinde für die Gottesdiente, Sakramente und Sakramentalien in die Kirche in der nahen Gemeinde Křešice/Kreschitz gingen, die zumindest schon in der Mitte des 14. Jahrhunderts nachgewiesen ist.[2] Über die Existenz irgendeines sakralen Baus in Zahořany/Zahorzan haben wir keine Nachrichten, auch nicht aus der Zeit vor der Schlacht am Weißen Berg.[3]

Bemerkenswert ist aber die Information der sog. Beschreibung Böhmens aus dem Jahr 1654, die auf der Berni Rula, der Steuerrolle, basiert. Danach soll in Zahořany/Zahorzan eine Filialkapelle gestanden haben.[4] Ähnliche Informationen bringt auch Adalbert Wahner, wonach an der Stelle der neu erbauten Kirche eine nicht näher spezifizierte Kapelle stand,[5]und die gleichen Informationen haben, angeblich aufgrund einer Eintragung in der Pfarrchronik, auch Josef Václav Bouchal[6] und ein anonymer Verfasser der handschriftlichen Geschichte der Gemeinde Zahořany/Zahorzan.[7] VVinzenz Luksch behauptete sogar, dass der Barockneubau eine ältere Kirche ersetzte, die während des Dreißigjährigen Krieges vernichtet wurde.[8] Andere Autoren gingen von Zeugenaussagen aus der Zeit der Kirchenbaus aus, die wahrscheinlich wieder aus der Pfarrchronik gewonnen wurden, nach der „bei dem Bau der heutigen Kirche ein gelb angestrichenes Mauerwerk gefunden wurde“.[9]

Die Lage auf dem Hügel am Rande von Zahořany/Zahorzan, der vor allem beim Blick von der Elbe aus auffällt, war für die Errichtung eines dominierenden Bauwerks gut geeignet. Die neue Kirche in Zahořany/Zahorzan hätte natürlich an ein älteres Sakralobjekt anknüpfen können, eher an eine Kapelle als an eine Kirche, über ein solches Objekt haben wir aber keine näheren Informationen.

Der Neubau der Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit in Zahořany/Zahorzan

Johann de la Croone kaufte Zahořany/Zahorzan im Jahr 1651 und schon im Jahr 1653 begann er die Arbeiten am Neubau der Kirche. Der Bau wurde im Jahr 1656 beendet,[10] und zwar spätestens im Frühsommer.[11] Auf das Jahr der Baubeendigung wiesen zwei epigraphische Denkmale direkt in der Kirche hin. Die Gedächtnistafel mit der einfachen Aufschrift „Andenken/De La Coroni/1656“ befand sich im Raum unter dem Chor an einem Pfeiler neben der Treppe zum Chor.[12] Deren Datierung muss aber nicht aus der gleichen Zeit wie der Bau der Kirche stammen. Mit jener Zeit hängt aber zweifellos die Aufschrift zusammen, die sich an dem Triumphbogen befunden hat, in einem direkten Zusammenhang mit dem Allianzwappen des Ehepaars der Erbauer, Johann de la Croone und Margherita von Birenbach. Die Inschrift, deren volle Fassung nur von Georg Adalbert Wahner zitiert wird, und die mitteilte, dass die Kirche in Zahořany/Zahorzan das oben genannte Ehepaar im Jahr 1656 erbauen ließ,[13] wurde später übertüncht.[14] Teilweise wurde sie noch am Anfang dieses Jahrhunderts fotographisch dokumentiert,[15] momentan sind ihre Überreste kaum noch erkennbar. Auf das Ehepaar der Gründer wies höchstwahrscheinlich auch das im oberen Teil des Haupteingangsportals situierte Allianzwappen hin. Obwohl die uns erhaltenen Quellen keine konkreten Namen nennen, die wir mit Sicherheit mit dem Aufbau der Kirche verbinden könnten, kann zweifellos die Meinung von Vinzenz Luksch nachvollzogen werden, nach der sich an dem Bau die Meister der Baumeisterzunft in Litoměřice/Leitmeritz beteiligt hat. Ihr ältester Baumeister Bernardo Spineta, der ab dem Jahr 1654 Stadtbürger in Litoměřice/Leitmeritz war, erscheint später in den Jahren 1658–1661 in der Taufmatrikel von Zahořany/Zahorzan als Pate.[16]

Die äußere Gestalt, die der Kirche in Zahořany/Zahorzan von ihrem Baumeister eingeprägt wurde, ist prinzipiell bis heute erhalten. Es handelt sich um einen einschiffigen länglichen Bau mit ausgesetztem dreiseitigem Abschluss. Die Front der Kirche ist dreiachsig, der mittlere Teil mit dem Portal ragt in einem flachen Risalit hervor. Die Seitenteile sind durch Lisenenrahmen gegliedert. In der Achse befindet sich auch ein mit einem Gesims aus Mönchen geteilter Giebel, der ebenfalls durch Lisenenrahmen geteilt wird. Der Giebel endet in einem dreieckigen Fronton, das mit einer heute deutlich beschädigten Metallaureole gekrönt wird. Andere Teile der äußeren Kirchenhülle, einschließlich des Presbyteriums, sind mit Lisenenrahmen unterteilt. Um die ganze Kirche herum verläuft ein Kronengesims. Das Kircheninnere ist ein einschiffiger Raum mit Emporen. Im westlichen Teil liegt, von einem flach gedrückten Bogen überspannt, ein gemauerter, an der Stirnseite konvex gewölbter Chor, auf den an der Südseite eine Treppe führt, diedann in den Dachstühl weitergeht. Das Schiff ist mit zwei Feldern von Tonnengewölbe mit Lünetten eingewölbt. An beiden Seiten finden sich mit Tonnengewölben überspannte Seitenkapellen, die zwischen den Pfeilern mit reich profilierten Gesimsen versehen sind. Aus dem Presbyterium führen an beiden Seiten Treppen in den nördlichen Depositar und in die Südsakristei. Wahrscheinlich schon während des Baus der Kirche wurde im Raum des Presbyteriums eine Gruft errichtet. Nach späteren Berichten war ihr Eingang mit Ziegeln zugemauert, die bei den Beerdigungen beseitigt werden mussten.[17] Wahrscheinlich handelte es sich um eine Nekropole des Kirchengründers, aber Johann de la Croone ist in der Kirche des Hl. Thomas in Prag auf der Kleinseite beerdigt. Auch aus späteren Zeiten haben wir keine Berichte darüber, dass die Gruft als Ort der letzten Ruhe der Besitzer der Herrschaft Zahořany/Zahorzan genutzt worden wäre, nur am 10. Februar 1731 wurde in die Gruft der damalige Inspektor dieses Dominiums, Paul Friedrich Briccius beerdigt.[18]

Im Hinblick auf Angaben aus dem Jahr 1664, in dem die Bezahlung der „Ziegeldacher“ belegt ist,[19] und auf die unten beschriebene Tatsache der Bedachung von anderen Objekten im Kirchenareal in Zahořany/Zahorzan ist es wahrscheinlich, dass die Kirche schon seit der Zeit ihrer Entstehung mit Dachziegeln bedeckt war. Auf dem Dach wurde in dieser Zeit ein Dachreiter erbaut und in dieses Türmchen eine kleine Glocke eingesetzt. Im Hinblick auf die Gesamtbestellung anderer Glocken in dem freistehenden Glockenturm in Zahořany/Zahorzan wurde auch die Glocke im Dachreiter wahrscheinlich im Jahr 1655 gegossen. Ob dieses Türmchen schon zu der Zeit des Baus der Kirche mit einer Windfahne in Form eines Hahns dekoriert war, wissen wir nicht. In den Quellen ist diese mit mehreren Legenden verbundene Dekora on erst im 19. Jahrhundert belegt.[20] Ein intakter Bestandteil der oben genannten Stuckdekorierung der Kirche ist ein am Triumphbogen bis heute erhaltenes Allianzwappen der Gründer der Kirche, Johann de la Croone und seiner Frau Margherita von Birenbach.[21]

Innenausstattung der Kirche

Mit dem Bau der Kirche hing natürlich auch die Gewährleistung der Innenausstattung zusammen. Auch in dieser Richtung war Johann de la Croone ein sorgfältiger Patron. In der Kirche ließ er einen der Heiligen Dreifaltigkeit geweihten Hauptaltar errichten, im Kirchenschiff dann ein Gegenpaar von Seitenaltaren, die wahrscheinlich Maria und dem Hl. Kreuz geweiht waren,[22] was unter anderem auch Erwähnungen über drei Altarbildwände und drei kanonische Tafeln im Kircheninventar aus dem Jahr 1659 beweisen.[23] Dále lze počítat s takřka obvyklým mobiliářem – kazatelnou,[24] Im Weiteren können wir mit dem beinahe üblichen Mobiliar rechnen – mit einer Kanzel,24 Kirchengestühl oder einem Taufbecken. Über deren Gestalt haben wir aber keine näheren Berichte, da diese bei einem späteren Brand der Kirche vernichtet wurden.

Mit einer Orgel wurde die Kirche wahrscheinlich schon im Jahr 1656 ausgestattet, als bei der Kirche der erste Organist belegt ist.[25] Nach jüngeren Überlieferungen sollte die Orgel aus der Kapelle des Schlosses in Zahořany/Zahorzan versetzt werden, nach einer anderen Quelle wurde die Orgel in die Kirche der Hl. Dreifaltigkeit erst im Jahr 1663 platziert.[26] Nähere Informationen über dieses Instrument haben wir nicht, es ist möglich, dass es sich nur um ein Positiv handelte. Ein notwendiger Bestandteil der Kirche war auch ein Taufbecken, das schon im Jahr 1659 belegt ist, als das Kircheninventar „eine weyßer plöchere Kößel zum Taufwasser“ erwähnt.[27] Die Beschreibung ist nicht ganz zutreffend, es ist wahrscheinlich, dass es sich hierbei nicht um ein ganzes Taufbecken handelte, sondern um eine Blechschale, die in das Taufbecken eingelegt wurde. Das ursprüngliche Taufbecken wurde aber während des 18. Jahrhunderts durch ein neues ersetzt, 90 cm hoch und mit Cherubim dekoriert, das Luksch in den späten Barock datierte.[28] In den Quellen ist es zum ersten Mal im Jahr 1836 belegt.[29] Spätere Berichte geben seine Position in einer Nische, resp. in einem Teil des Vorraums links vom Kircheingang an.[30]

Dank Johann de la Croons hatte die Kirche auch verschiedene liturgische Gegenstände, wie vom Inventar wahrscheinlich aus dem Jahr 1659 verzeichnet sind. Die Preziosen waren vor allem silbern, oftmals auch vergoldet, es gab auch viele liturgische Gewänder. Die Kirche, in der sich unter anderem auch verschiedene Windfahnen und Kruzifixe befanden, soll mit einer Reihe von verschiedenen Kerzenhaltern beleuchtet worden sein. Eine Komplettübersicht der damaligen Ausstattung der Kirche wird vom Inventar aus dem Jahr 1659 gegeben.[31] Die Erinnerung an den Gründer der Kirche Johann de la Croone wurde auch dank eines anderen Gegenstands bewahrt, den er der Kirche widmete – einer Kriegsfahne mit einer vergoldeten Spitze.[32] Dazu sollte erwähnt werden, dass Militaria nicht zur üblichen Ausstattung der Kirchen gehörten.

Weitere mit der Errichtung der Kirche verbundene Vorgänge

Das Datum der Weihung der Kirche der Hl. Dreifaltigkeit ist nicht sicher. Der gut informierte und mit der verschwundenen Pfarrchronik von Zahořany/Zahorzan gut vertraute Georg Adalbert Wahner behauptet, dass die Weihung noch im Jahr 1656 vom ersten Bischof von Litoměřice/Leitmeritz Schleinitz durchgeführt wurde.[33] Der üblicherweise exakte Johann Schlenz nennt an mehreren Stellen seines Werkes über die Anfänge der Diözese Litoměřice/Leitmeritz zwei Daten – den 26. Mai 1656 und das Fest der Hl. Dreifaltigkeit (27. Mai) im Jahr 1657, wobei er im zweiten Fall auch die Anwesenheit des Bischofs Schleinitz erwähnt.[34],[35] Das spätere Datum wird auch von Luksch erwähnt,[36] das frühere dagegen in einem kleinen Schreiben vom Priester von Zahořany/Zahorzan Josef Václav Bouchal[37] und mit einer kleinen Veränderung auch von Tesař.[38] Im Hinblick auf das Patrozinium der Kirche wäre es logisch, wenn die Einweihung am Fest der Hl. Dreifaltigkeit verlaufen wäre, was für das Jahr 1657 spräche.[39] Darüber hinaus wurden im selben Jahr die Matrika[40]und das Kirchenrechnungsbuch gegründet.[41] Wenn überdies die Einweihung der Kirche am 26. Mai 1656 verlaufen wäre, wäre das einen einzigen Tag nach dem festlichen Einzug des Bischofs Schleinitz nach Litoměřice/Leitmeritz und seiner Inthronisierung in der Kathedrale geschehen,[42] was nicht besonders wahrscheinlich ist. Wir können daher vermuten, dass es zur Einweihung der Kirche am 27. Mai 1657 kam. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass in der Kirche Zahořany/Zahorzan von Anfang an ein Pfarrer wirkte, die Pfarre entstand hier aber erst im Jahr 1658.[43] Zur Kollatur des örtlichen geistlichen Verwalter sollten im Hinblick auf die mangelnde Priesterschaft nach dem Übereinkommen zwischen Johann de la Croone und dem Bischof von Litoměřice/Leitmeritz Maxmilian Rudolf Schleinitz auch die unbesetzten Gemeinden Horní Počaply/Ober Potschapl und Křešice/Kreschitz gehören, die ein Teil der bischöflichen Güter waren. Dieser Zustand dauerte bis zum Jahr 1756 an, in dem die selbstständige Pfarrei Křešice/Kreschitz entstand.[44]

Jüngere Umbauten der Kirche

Zum Zustand und zur Entwicklung der Kirche in Zahořany/Zahorzan in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert existieren nicht viele Berichte. Im Jahr 1664 bekamen ein unbekannter Maler, ein Plattner, Zimmerleute und Dachdecker 11 Gulden und 26 Kreuzer für „Knopf und Kreutz“.[45] Es ist wahrscheinlich, dass so die Spitze des Glockenturms dekoriert wurde, denn ähnlich wird dessen Fertigstellung auch im 19. Jahrhundert beschrieben,[46] wobei auf der Spitze des Dachreiters eine Windfahne in Form eines Hahns belegt ist. Im selben Jahr wurden dann auch die Kanzel und die Friedhofsmauer repariert.[47]

Wesentlichere Veränderungen in der Ausstattung der Kirche können zum Ende des 17. Jahrhunderts datiert werden, und es ist möglich, sie mit weiteren Stiftern zu verbinden, und zwar mit Hellfried Franz von Kaiserstein und seiner Frau Franziska Blandina. Zuerst sollte die hölzerne polychrome etwa 2 Meter hohe Skulptur des Hl. Johann Nepomuk genannt werden, die der Freiherr von Kaiserstein im Jahr 1696 in Prag kaufte und der Kirche widmete. Ihren Platz hatte sie auf einer Konsole gegenüber der Kanzel.[48] Angeblich soll es sich um die drittälteste hölzerne Skulptur des Heiligen in Böhmen handeln.[49]

Baronin Franziska Blandine stiftete im Jahr 1697 den dritten der Seitenaltäre in der Kirche in Zahořany/Zahorzan, der wahrscheinlich nach dem Willen der Gönnerin der Hl. Anna geweiht wurde.[50]

Zwei Jahre später wurde die Kirche durch einem Brand beschädigt, von dem wir keine Einzelheiten kennen.[51] Nach Luksch vernichtete der Brand den Hauptaltar, um eine umfangreichere Katastrophe handelte es sich aber wahrscheinlich nicht, denn den Brand überlebte auch die oben genannte Skulptur von Hl. Nepomuk.[52] Dafür spricht auch das Fehlen von irgendwelchen wesentlicheren Ausgaben für die Reparaturen der Kirche in den Rechnungen.[53]

Im Jahr 1702, als die Herrschaft Zahořany/Zahorzan wahrscheinlich schon Eigentum von Franz Nikolaus von Wallenstein war, wurde vom Zimmermann Sieberth aus Úštěk/Auscha eine neue Gestaltung des Hauptaltars erarbeitet. In den Altar wurden dann zwei Bilder eingesetzt, die in Prag gekauft wurden. Auf dem Hauptbild, das oben in Halbkreisform abgeschlossen ist, war die von Engeln gepriesene Hl. Dreifaltigkeit abgebildet, das in dem Aufsatz befindliche Gemälde stellte in der Mitte das Monogramm IHS begleitet von Engeln dar.[54] Wahrscheinlich im Zusammenhang mit den Reparaturen des Hauptaltars entstand im Jahr 1702 auch der Seitenaltar des Kirche der Hl. Dreifaltigkeit, der dem Hl. Antonius von Padua geweiht wurde. Sein Stifter war der Schreiber der Herrschaft Zahořany/Zahorzan „Ribogilek“.[55]

Die Kirche unter dem Patronat des Geschlechts O´Gilvy

Schon Im Jahr 1711 wurde ein neuer Chor erbaut,[56] in den noch im selben Jahr eine neue Orgel gesetzt wurde, die vom Meister Franz Dominik Kannhäuser aus Sokolov hergestellt wurde.[57] Im Zusammenhang mit diesem Umbau wurde an der Innenseite der Mauer über dem Chor ein mit Akanthen aus Stuck gerahmtes Allianzwappen angebracht, das als „Doppelwappen der Ogilvy“ bezeichnet wurde.[58] Heraldisch rechts ist das Wappen des Geschlechts O´Gilvy abgebildet, das zweite Wappen gehörte dem steiermärkischen Geschlecht Weltz (Welz), aus dem die Gattin von Hermann Karl O´Gilvy Esther Anna stammte. Deren Heirat fand am 20. Februar 1713 statt, was auch die post quem Datierung dieses heraldischen Denkmals ist. Es handelte sich zweifellos um ein Gegenstück zum Allianzwappen von Johann de la Croone und Margherita von Birenbach am Triumphbogen.

In den Jahren 1719 und 1720 verlief eine relativ umfangreiche Reparatur der Kirche. Im Mai 1719 wurden die Maurer und Zimmerleute ausbezahlt und das benötigte Material bezahlt.[59] Im anschließenden Jahr verlief eine Reparatur des ganzen Kirchendachs, die aus einer Versetzung und teilweise einem Wechsel der Dachziegel bestand.[60] Welche konkrete Arbeiten in der Kirche vor allem im Jahr 1719 verliefen, lässt sich aus den Rechnungsunterlagen nicht genau bestimmen, es ist aber möglich, dass sie einen Zusammenhang mit dem Dachstuhl hatten, was auch mit der nachstehenden Herrichtung des Dachs korrespondieren könnte. Die nächste Reparatur des Kirchendachs verlief im Jahr 1736.[61]

Zahlreiche Reparaturen durchlief auch der Glockenturm. Im Jahr 1715 wurde seine Blechüberdachung ausgewechselt. Aus Kirchenmitteln wurden Zimmerleute und Dachdecker ausbezahlt und es wurde „plech und anderen material“ bezahlt.[62] Zur nächsten Überblechung des Glockenturms kam es im Jahr 1729.[63] Zwei Jahre später aber erfasste die Kirche in Zahořany/Zahorzan ein großer Sturm („großen Sturm Wind“), der die Fenster der Kirche einschlug[64] und einen Teil des Blechs vom Glockenturm und einen Teil des Schindeldachs von der Kapelle des Hl. Nepomuk riss. Die Reparatur der Überblechung wurde dem Plattner Gabriel anvertraut.[65]

Erhaltene Kirchenrechnungen ermöglichen es auch, die Ausstattung der Kirche Zahořany/Zahorzan näher zu betrachten. Spätestens im Jahr 1709 gab es in der Kirche das Grab Gottes.[66] Im Jahr 1715 wurden für zwei Gulden ein neues Paar Zinn-Opferkännchen besorgt.[67] Drei Jahre später goss ein unbekannter Zinngießer aus Litoměřice/Leitmeritz für die Gesamtsummer von 25 Gulden und 9 Kreuzer sechs große und zwei kleine Kerzenhalter.[68] In der Kirche war spätestens seit dem Jahr 1720 eine Reliquie aufgestellt, für die in dem genannten Jahr von einem Zimmerman aus Křešice/Kreschitz für 14 Gulden ein kleiner Schrein hergestellt wurde,[69] zwei Jahre später wurde für drei Gulden ein Jesuskind aus Wachs für die Krippe angeschafft,[70] und im Jahr 1727 wurden dann zum Aufstellen auf den Hauptaltar bei einem unbekannten Schmied drei Vasenpaare („Blumen Stöckh“) gekauft.[71] Vier Jahre später wurde eine neue große blaue Fahne gekauft, wobei auf die ältere kleine blaue Fahne zwei Bilder gemalt wurden.

Späteren Berichten zufolge[72] wurde die Form von allen vier Seitenaltären zu einer einheitlichen Gestalt vereinigt,[73] und zwar vom Leitmeritzer Bildhauer Matthias Tollinger (Dollinger), der im Jahr 1740 starb.[74] Die abschließende Gestalt gab den Altären in Zahořany/Zahorzan der Stuckateur und Marmorarbeiter Martin Hennenvogel.[75] Seine Arbeit am Hauptaltar wurde nicht aus den Kirchenkonten bezahlt, sondern aus einer Gabe des Müllers Josef Meltzer (Melzer, Mötzer)[76] im Wert von 400 Gulden.[77] Diese Summe war aber nicht ausreichend, die Besitzerin der Herrschaft Zahořany/Zahorzan und Patronin der Kirche stellte darum das benötigte Material und dazu noch einen Betrag von 300 Gulden für den Erbau der neuen Altararchitektur zur Verfügung.[78] Für den Bau des Altars spendete auch der Brauer Petr Anton.[79]In die neue Gestalt aus künstlichem Marmor fügte Hennenvogel zwei ursprüngliche Bilder aus dem Jahr 1702 hinzu. Auf dem Altargesims plazierte er zwei einander gegenüber stehende Skulpturen von Engeln, von denen einen Luksch für den Erzengel Michael hält,[80] auf die Altarpforten stellte er Skulpturen des Hl. Peter und Hl. Paul. Mit kleinen Änderungen blieb dieses Werk von Hennenvogel in der Kirche im unveränderten Zustand bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

Mit Hinblick auf den deutlichen Unterschied in der Gestalt des ersten und des zweiten Paares der Seitenaltäre und einer zugleich relativen Ähnlichkeit der architektonischen Gestalt des ersten Paares, d.h. des Marienaltars und des Altars des Hl. Kreuzes, mit der Form des Hauptaltars, zog Vinzenz Luksch auch die Möglichkeit in Betracht, dass die Marmorarbeit der genannten zwei Altäre auch von Martin Hennenvogel stammen könnte.[81] Die Ähnlichkeit in der Formenlehre könnte darauf wahrlich hinweisen, genauso ist es wahrscheinlich, dass die Realisierung dieses Werkes auch im Jahr 1766 verlaufen sein könnte.

Der oben genannte Müller von Zahořany/Zahorzan Joseph Meltzer (Möltzer)[82] gehörte zu den wirklichen Wohltätern der örtlichen Kirche. Im Jahr 1766 beteiligte er sich wesentlich am Umbau des Hauptaltars, in seinem Testament beteiligte er sich dann mit 150 Gulden an der neuen Kanzel.[83] Im Anbetracht dessen, dass er im September 1772 starb,[84] wurde dieser unverzichtbare Teil des Kircheninventars wahrscheinlich im folgenden Jahr gebaut. Es handelte sich um eine relativ traditionelle fünfeckige Holzkanzel, die mit den Abbildungen der vier Evangelisten und vier Kirchenväter geschmückt war, die sich in den Seitenfeldern der Kanzel und in drei Feldern befanden, die die Treppe bedeckten. Die Skulptur des Erlösers wurde auf dem Kanzeldach platziert.[85]

Einer der wertvollsten und beachtenswertestenen Bestandteile der Kirche in Zahořany/Zahorzan war eine Monstranz, bzw. deren Teil, der zur Befestigung der adorierten Hostie diente, genannt Lunula oder Melchisedech.[86] Die gehämmerte vergoldete und reich geschmückte Monstranz wurde der Kirche vom Müller Johann Georg Rosenkranz gestiftet. Es handelte sich um eine fromme Spende, die er bei dem Goldschmied Samuel Franz Steinbrenner in Litoměřice/Leitmeritz im Jahr 1740 für 296 Gulden herstellen ließ, und zwar zum Gedenken an seine verstorbene Frau Apolonia.[87]

Stifterin des Melchisedech war die oben genannte Gräfin Esther Anna O´Gilvy, die ihn aus 40 Dukaten herstellen ließ, d.h. aus vierzehnkarätigem Gold mit einem Gesamtgewicht von 73,5 Gramm.[88] Seine Oberfläche wurde mit Brillanten und Rubinen besetzt, mit einem großen Brillanten in der Mitte und einem Jaspis darunter. Die beiden wertvollen Edelsteine bekam der frühere Besitzer der Herrschaft Zahořany/Zahorzan Karl Hermann O´Gilvy als Geschenk vom Kaiser Karl VI. dafür, dass er ihm zweimal vom Prinzen Eugen von Savoyen einen wichtigen Bericht von den Kämpfen gegen Türken brachte.[89] Das Melchisedech schenkte die Gräfin der Kirche im Jahr 1766 oder 1767.[90] Das Wertstück überstand – im Gegensatz zu der Monstranz von Rosenkranz[91] – auch die Konfiskation des Kirchensilbers im Jahr 1810 und wurde schon damals sehr hoch geschätzt, worauf unter anderem auch Bemerkungen in den zeitgenössischen Quellen hindeuten, wonach die Monstranz nicht in der Kirche aufbewahrt wurde, sondern bei dem zuständigen Kirchenpatron.[92]

Im Jahr 1797 wurde dann die Orgel weitreichend umgebaut. Das Instrument, das in Štětí/Wegstädtl hergestellt wurde, wurde mit dem selbstständigen Positiv und Spieltisch direkt in das Kirchenschiff gedreht, wodurch die Gesamtdisposition wesentlich verändert wurde.[93]

Bemerkenswert ist auch das Ereignis vom 3. Oktober 1715, als es hier zur Wunderheilung der 15-jährigen Katharina aus Pilsen kam, die „blind und krumm“ war. Der Krummstock, den die auf wundersame Weise Geheilte nicht mehr brauchte, wurde an der Hauptwand hinter dem Altar aufgehängt und es begannen zahlreiche Pilger die Kirche in Zahořany/Zahorzan aufzusuchen.[94] Etwas anders beschreibt dieses Ereignis Georg Adalbert Wahner, der zwar die auf wundersame Weise Geheilte aus Pilsen nicht namentlich kannte, aber hinzufügte, dass gleichzeitig mit ihr auch Anna Františka Donátová, die Frau des Oberbürgermeister von Úštěk/Auscha, geheilt wurde.[95]

Das Inventar aus dem Jahr 1810 beschreibt viele Devotionalien, die sich am „Jesukindl-Altar“ befunden haben sollen. Es handelte sich um den der Hl. Anna geweihten Altar, auf dem die ganze Verwandschaft Christi abgebildet ist, einschließlich Christi als Kind. Bei diesem Altar sollen sich daher eine Menge von silbernen Münzen mit Devotionalcharakter verschiedenen Ursprungs, Medaillen, Filigrane und verschiedene andere Silbergegenstände befunden haben.[96]

Im Jahr 1756 wurde bei der Kirche der Hl. Dreifaltigkeit eine geweihte Bruderschaft gegründet. Über die Tätigkeit der Bruderschaft haben wir keine Berichte, eine gewisse Vorstellung können wir uns nur aus den mit ihrem Niedergang verbundenen Schriftstücken machen. Die Dreifaltigkeitsbruderschaft von Zahořany/Zahorzan unterschied sich nicht von ähnlichen ländlichen Konfraternitäten. Alle Gegenstände, die die Bruderschaft besaß, wurden in einer Auktion am 17. August 1758 verkauft, womit sie erlosch.[97]

Sanierung von sta schen Problemen und Aussta ung der Kirche in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Aus Mangel an Quellen ist es nicht möglich, etwas Näheres zur Baugeschichte der Kirche im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts mitzuteilen. Es sind keine wesentlichen Änderungen zu erwarten, die Aufmerksamkeit wurde auf die laufenden Instandhaltungen des Gebäudes gerichtet. Irgendwann um das Jahr 1800 kam es aber zu einem wesentlichen Ereignis, das die Geschichte der Kirche in Zahořany/Zahorzan bis heute beeinflusst. Aus unbekannten Gründen, die die zeitgemäßen Quellen nicht erklären, entstanden in der Mauer vor allem in der Gegend des Hauptaltars große Risse.[98] Wie aus den Bauschriften des Jahres 1816 hervorgeht, wurden diese Risse schon im Jahr 1804 vom Baudirektor der k.k. Kammer Ramisch untersucht,[99] der zu dem Schluss kam, dass dieses Problem unverzüglich gelöst werden müsse. Wie weiter in den Dokumenten aus dem Jahr 1816 erwähnt wird, wurden keine Reparaturen durchgeführt, und zwar wahrscheinlich im Hinblick auf die Übertragung des Besitzes von der k.k. Kammer an das Geschlecht der Habsburg-Toskana.[100] Zu den Verzögerungen trugen zweifellos auch die Ereignisse der nächsten Jahren bei, einschließlich des Staatsbankrots, so dass es erst in dem genannten Jahr 1816 zu den Arbeiten kam. Zur Umsetzung wurde auch ein vom Bauüberwacher („Baufaufseher“) Proksch erarbeiteter Plan vorbereitet, der völlig dem Maßnahmenentwurf aus dem Jahr 1804 entsprach. Nach dem Plan sollte der Dachstuhl komplett ersetzt werden, ohne irgendwelches Material aus dem ursprünglichen Dachstuhl zu verwenden. Weil es angeblich nicht möglich war, den alten Dachstuhl ohne Vorbereitung des neuen zu entfernen, wurde geschätzt, dass die Kirche bis zu 62 Wochen ohne Dach bliebe. Das rief natürlich Besorgnis hinsichtlich erheblicher Schäden am Kircheninterieur hervor. Inwieweit dieser Entwurf realisiert wurde, istin den Quellen nicht belegbar, nur der üblicherweise gut informierte Luksch, der dazu noch die Pfarrchronik zur Verfügung hatte, behauptet, dass der neue Dachstuhl im Jahr 1816 aufgesetzt wurde.[101]

Zu einer größeren Bauintervention kam so erst im Jahr 1844. Die Kirche wurde mit Gestängen verstrebt, damit sich die Risse nicht weiter vergrößern. Im Hinblick darauf, dass Luksch die Informationen über diese Arbeiten aus einem nicht spezifizierten Eintrag des herrschaftlichen Baumeisters Proksch bezieht,[102] ist dieser wahrscheinlich auch Autor der weiter beschriebenen „Rettungsaktion“. Um die Bildung und weitere Ausdehnung von Rissen in den Wänden und im Gewölbe zu verhindern, wurden in die Kirche in der Höhe des inneren Hauptgesimses zwei Gestänge eingezogen. Die Bauaktion verlief im Jahr 1844, die Endabrechnung wurde aber erst im Februar 1845 ausgefertigt.[103] Vinzenz Luksch konstatierte in der Zeit um den 1. Weltkrieg aber kurz, dass die Gestänge nicht in der Lage waren, die Bewegung in dem Bau aufzuhalten und dass diese weiter andauert.[104] Darauf könnte auch die Tatsache hindeuten, dass auf das Jahr 1925 ein weiteres Zusammenschließen der Kirche mit „Klammern“ datiert ist, und in den ausführlicheren Berichten über den baulichen Zustand der Kirche an der Wende der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts taucht dieses Problem wieder auf.

Im Jahr 1810 verlief die Konfiskation des sog. Kirchensilbers für staatliche Zwecke, was durch die schlechte finanzielle Situation der Habsburger Monarchie während der Napoleonischen Kriege verursacht wurde. Aus der Kirche in Zahořany/Zahorzan wurden zum Beispiel die große silberne Monstranz, eine silberne Lampe, ein Weihrauchfass, ein Ziborium und andere Gegenstände eingezogen.[105] In der Kirche verblieben Preziosen aus weniger wertvollen Materialien, besonders aus Kupfer. Dank dem Inventar aus dem Jahr 1810 können wir uns eine zumindest ungefähre Vorstellung über die Ausstattung der Kirche mit Skulpturen oder Bildern machen.[106] Es befand sich hier ein zum Grab Gottes und für verschiedene Zeremonien bestimmtes Kruzifix, ein weiteres kleines Kruzifix stand am Altar, in der Kirche standen hölzerne Skulpturen von Mariä Schmerzen und der Hl. Barbora, im Weiteren ein „Bildniß“ des Auferstandenen Christus, zwei kleine hölzerne Engel, ein Tuch mit einem gemalten Kruzifix, mit dem in der Fastenzeit der Hauptaltar abgedeckt wurde, und eine Skulptur der Maria, für die ein spezielle Überzug existierte.[107] In der Sakristei befand sich ein Votivbild zur Hl. Dreifaltigkeit und im Weiteren eine kleine Abbildung der Verwandtschaft Christi.[108] Das Inventar aus dem Jahr 1836 bringt dann nur kleine Veränderungen. Die Marienskulptur wurde in die Kapelle des Hl. Johann Nepomuk versetzt, an den Seitenaltären erschienen „Glasbilder der Heiligen“ und in der Sakristei ein Bild des Hl. Donatus.[109]

Belegt sind auch verschiedene durchgeführte Arbeiten an der Orgel und zum Jahr 1826 ist auch die Herrichtung von fast allen Instrumenten im Chor belegt, für die aus dem Kirchenkonto 9 Gulden und 43 Kreuzer ausgegeben wurden musste.[110] Im Zusammenhang mit dem Kirchenmobiliar ist es nötig zu erwähnen, dass es im Jahr 1840 zum Einbruch in die Kirche kam. Ob die Täter etwas aus dem Mobiliar gestohlen haben, gelang aber nicht herauszufinden, den einzigen Bericht, den wir über dieses unselige Ereignis haben, ziehen wir aus einer einfachen Beschreibung der Kirche aus dem Jahr 1856.[111]

Ein Jahrhundert ohne Quellen – die Kirche in Zahořany/Zahorzan in den Jahren 1845–1945

Am 19. Juli 1860 ereilte die Kirche ein tragisches Ereignis. Die Kirche wurde von einem Blitz getroffen und der kleine Dachreiter brannte ab, wobei die kleine Glocke runterfiel und zertrümmert wurde. Es war nicht das erste Mal, dass die Kirche wegen ihrer dominanten, aber zugleich auch exponierten Lage Schaden erlitt. Die neue Glocke wurde im nächsten Jahr vom Glockengießer Franz Herold aus Litoměřice/Leitmeritz aus den Trümmern der ursprünglichen Glocke gegossen, es handelte sich daher eigentlich um einen Umguss. Die Kosten für ihre Herstellung wurde aber nicht aus dem Kirchenkonto bezahlt, auch nicht vom Patron, sondern von dem Ehepaar Joseph und Franziska Schernstein aus dem zugepfarrten Dorf Sedlec/Selz.[112]

Im Jahr 1873 kam es zur Renovierung des Hauptaltars der Hl. Dreifaltigkeit. Zugleich wurde auch das erste Paar der Seitenaltäre, d.h. der Kreuz- und der Marienaltar, staffiert.[113] Zehn Jahre nach der genannten Staffierung der Altäre, d.h. im Jahr 1883, wurde auch die ganze Kirche „schön renoviert“,[114] was aber höchstwahrscheinlich nur auf die Arbeitungen im Innenraum betraf. Die Kirche wurde gerade in dem genannten Jahr zum letzten Mal getüncht und ausgemalt.[115] Auf diese Arbeiten wies die heute fast nicht mehr erkennbare Inschrift an der Mauer des Chors hin, die schon im beschädigten Zustand noch zu Anfang des 21. Jahrhunderts dokumentiert wurde – „RENOVALEM ANNO DOMINI / 1883 / KARL A…I/MALER, LEIT…“.[116]Aufgrund der Inschrift können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit den Maler identifizieren, der die Arbeiten durchführte. Es war Karl Ambrosi aus Litoměřice/Leitmeritz, der zwar als „Zimmermaler und Anstreicher“ bezeichnet wurde, aber in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts ähnliche Arbeiten in den Kirchen in Žitenice/Schuttenitz und Sulejovice/Sullowitz durchführte.[117]

Die Konfiszierung der Glocken von Zahořany/Zahorzan während des Ersten Weltkrieges verlief in zwei Etappen. Zuerst wurden am 9. November 1916 drei kleinere Glocken aus dem Glockenturm beschlagnahmt – die der Hl. Maria geweihte Glocke, die Allen Heiligen geweihte Glocke und die Totenglocke aus dem Jahr 1749. Weniger als ein Jahr später, am 4. September 1917, wurde auch die letzte Glocke konfisziert, die größte der Hl. Dreifaltigkeit geweihte Glocke, die in Zahořany/Zahorzan schon seit dem Jahr 1655 hing.[118] In das Jahr 1925 ist dann ein weiteres Zusammenschließen der Kirche mit „Klammern“ datiert, diese Information stammt aber aus einem Bericht, der den Zustand der Kirche im Jahr 1947 bewertete,[119] womit deren Zuverlässigkeit leicht angezweifelt werden kann. Die Lokation der Klammern oder andere Details erwähnt der zitierte Text nicht.

Schon im Jahr 1937 wurde ein Projekt für die Gesamtherrichtung der Kirche und der Pfarre in Zahořany/Zahorzan erarbeitet, dessen Realisierung vor allem ab Anfang der 1940er angestrebt wurde. Kirchenpatron war aber die Wirtschaftsgesellschaft Sächsische Bauernsiedlung, die sich – auch im Hinblick auf den gesamten Wechsel der Patronatspflichten im Rahmen des Sudetengau – nicht gearde in die Reparaturen stürzte. Letztendlich verliefen aber Teilarbeiten.[120]

Kurzer Abriss der Baugeschichte der Kirche nach dem Jahr 1945

Die Nachkriegsdokumente knüpfen eigentlich an die voangegangenen unbeendeten Aktivitäten an, der Inhalt der Dokumente ist zumindest der gleiche. Die Kirche brauchte eine dringende Reparatur, aber der Patron kam seinen Pflichten nicht nach, bzw. war nicht erreichbar.[121] Radikal wurde der Zustand der Kirche aber verändert, denn wahrscheinlich am Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zur Bombierung der Eisenbahn Litoměřice/Leitmeritz – Mělník/Melnik aus der Luft, wobei „manche Bomben in der Nähe der Kirche explodierten.“ Die Folge sollte nach den Bewertungsberichten, die vor allem aus den Jahren 1947 und 1948 stammten, die Vergrößerung der statischen Beschädigung der Kirche sein: „Die Stirnmauer der Kirche ist in der Mitte gebrochen, […] das Gewölbe der Kirche ist in der ganzen Länge mit drei parallelen Rissen gebrochen, von denen der mittlere der schlimmste ist und die Sicherheit der Anwesenden durch ständig herabfallende Teile des Mauerwerkes bedroht ist.“ Allgemein wurde dieser Zustand so bewertet, dass falls die Kirche nicht möglichst schnell repariert wird, ihr Zusammenbruch droht.[122] Der Baumeister aus Křešice/Kreschitz Sander legte im Jahr 1947 einen Entwurf für eine Reparatur vor, der mit 300 490 Kronen beziffert wurde. Die Patronatsfragen waren wegen des oben genannten unbeendeten Nachlassverfahrens nicht gelöst, die betroffenen Gemeinden hatten für diese Reparaturen keine Finanzmittel.[123]

Weitere Informationen über den baulichen Zustand der Kirche stammen erst aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Während eines Sturms irgendwann um Mai oder Juni 1974 schlug ein Blitz in den Dachreiter ein. Die Dachhülle wurde vernichtet, der Dachstuhl wurde beschädigt und auch die umliegenden Dachziegel entkamen der Beschädigung nicht. Ein Jahr später wurde der Torso des Dachreiters abgetragen und das entstandene Loch abgedeckt.[124] Im Jahr 1976 wurde dann ein Plan für die statische Sicherung der Kirche erarbeitet, dessen Autor wahrscheinlich „Bauüberwacher Herr Moravec“ war.[125]

Dieser Entwurf wurde dem Kreisnationalausschuss Litoměřice/Leitmeritz vorgelegt, der ihn wegen mangelnder Finanzmittel ablehnte. Die Verwaltung in Křešice/Kreschitz und manchmal auch einzelne Bürger wendeten sich an das Pfarramt oder das Konsistorium mit Anträgen für die Lösung des baufälligen Zustandes der Kirche, denn es handelte sich um ein wertvolles Denkmal und um eine Dominante des Dorfes, deren aktueller Zustand aber die allgemeine Sicherheit bedrohte, denn von der Kirche fielen Ziegel auf den Friedhof herunter. Die Kircheninstitutionen antworteten in dem Sinne, dass sie selbst über keine Finanzmittel verfügten und in dieser Hinsicht völlig vom Staat abhängig sind. Die in diesem tristen Zustand befindliche Kirche, in der seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts keine Gottesdienste mehr stattfanden, wurde mindestens ab dem Anfang der 80er Jahren zum Ziel von Dieben. In den Jahren 1983 und 1984 sind schrittweise die Diebstähle der Altarbilder der Hl. Dreifaltigkeit, der Hl. Familie und des Hl. Antonius belegt, von denen das letzte aufgefunden und im Jahr 1986 dem Pfarramt in Křešice/Kreschitz zurückgegeben wurde.[126]

In den 90er Jahren wurden daher die Reste des Interieurs in ein Depot gebracht, wobei die Orgel, das Taufbecken und die Skulpturen der Hl. Peter und Paul aus den Altarpforten im Jahr 2000 nach der Restaurierung in der komplett rekonstruierten Kirche der Hl. Peter und Paul in Růžová/Rosendorf in der Region Děčín/Tetschen aufgestellt wurden.[127] Trotz die Reparatur des Daches, bzw. einer neuen Bedachung vor dem Jahr 2000, ist die Kirche auch weiterhin in einem baufälligen Zustand. Eine Hoffnung für die Kirche sind derzeit die Aktivitäten des Vereins Pro Zahořany, zu dessen Zielen auch die Reparatur der Kirche der Hl. Dreifaltigkeit gehört.

DIE KAPELLE DES HL. JOHANN NEPOMUK

Eine selbstständige Betrachtung verdient die Kapelle des Hl. Johann Nepomuk, die an der nordöstlichen Ecke des Friedhofs steht, der die Kirche der Hl. Dreifaltigkeit in Zahořany/Zahorzan umgibt. Es handelt sich um einen Zentralbau mit einem ungewöhnlichen fünfseitigen Grundriss. Sie ist auf einem hohen Sockel gebaut, der die nordöstliche Ecke der Friedhofmauer unterbricht. Die Stützpfeiler der Mauern und die flankierenden Vorsprünge der Friedhofsmauer weisen zudem auf einen Bau in modo di fortezza hin, der einer Artilleriebastion ähneln soll.[128] Der Sockel und die Mauern der Kapelle sind aus Steinbruchtonmergel mit einen dünnen Kalkmörtel gemauert, die Lager- und Stoßfugen haben Bruchsteineinschübe.

Alle Seiten der Kapelle sind mit Lisenenrahmen unterteilt, in den Feldern und in der Tektonik sind sie mit einem monochromatischen geglätteten Maueranwurf behandelt, der mit Grubensand in einem hellen Ocker eingefärbt wurde. Der Maueranwurf des Sockels ist neuzeitig, aufgezogen auf einen älteren geglätteten geklopften Maueranwurf. Das östliche und das benachbarte nördliche Feld sind mit je dem gleichen Typ einer Fensterluke mit gerader Laibung und einer flachen Wölbung durchbrochen. Die Öffnungen säumen rechteckig abgestufte Fensterumrahmungen mit unteren Ohren und einem umlaufenden Doppelband. Unter jedem Ohr hängt eine Gutta mit drei Tropfen und Kugeln.[129] Auf der Eingangsseite öffnet sich eine flach gewölbte Einfahrt, die mit einem zweiflügligen Tor verschlossen wird. Über der Front steht ein Dreieckiger Giebel vor, der auf einem abgestuften Kronengesims aufgesetzt ist und dessen Flügel von Gesimsen betont werden, die von Tori und rechteckigen Absätzen profiliert werden. Das Zeltdach gipfelt in einem atypischen achtseitigen Dachreiter.

Ausgeprägt ist die Dekorierung der Wände und der Decke des kleinen fünfseitigen Raums der Kapelle. Die flache Decke ist auf ein massives Stuckgesims aufgesetzt, das mit Tori profiliert ist und über einen Stuckbogen in die Decke übergeht. Diesen umläuft an der Innenseite ein kleiner abgesetzten Stab. In der Mitte der Decke befindet sich ein kreisförmiger Spiegel, der mit einer Stuckprofilierung gesäumt ist, in der Stäbe und Rillen wechseln. Jede der fünf Ecken der Decke wird von einem kleinen Spiegel in Form eines stilisierten Herzen ausgefüllt, das mit einem kleinen an einem flachen Band abgesetzten Stab begrenzt ist. Die Profilierungen sind mit einer weißen Tünche versehen, die Spiegel und Felder mit einem hellen Ocker. Fünf Herzen in den Ecken symbolisieren zweierlei. Das Herz stellt die Caritas (Liebe) dar, die dritte der christlichen Haupttugenden, und die Zahl fünf, die sich auch in der Disposition der Kapelle äußert, bedeutet die Hauptzahlensymbolik der Legende des Hl. Johann Nepomuk. Die fünf Sterne, die über der Stelle erschienen, wo in der Moldau sein Leib hängen blieb, weisen auf die fünf Wunden Christi und gleichzeitig auch auf das Kryptogramm des Wortes TACUI – ich habe geschwiegen – hin. Dieses Kryptogramm ist auch das Zentralmotiv des Sujets der Legende des Hl. Nepomuk. Das Herz steht im Zusammenhang mit ihm für die Betonung der Nebenmotive der Legende, seiner Nächstenliebe, seiner Hilfe für die Armen und Behinderten und seiner Sorge um Witwen und Waisen.

Den hochbarocken Stuck stört die Rokokoausmalung der illusiven Altararchitektur des Retabel, das in der nordwestlichen Ecke über die Altarmensa zu finden ist. Das Retabel dominiert eine illusionsgemalte Zentralnische, die in einer mit einer Muschel dekorierten Konche gipfelt. Im Fuß der Nische findet sich der stilisierte Sockel einer Skulptur. Wahrscheinlich sollte auf den Sockel die Figur eines Heiligen gemalt werden, für die die Scheinarrchitektur des Altars einen Hintergrund bilden sollte. An der Stelle wurde aber ein Bild aufgehängt, oder eine Plastik, worauf Ankerlöcher hindeuten, die auch das Gemälde stören. Das Symbol der Zunge, die über der Nische in einer Rokokokartusche in der Maltechnik chiaroscuro gemalt ist, beweist wieder, dass die Kapelle dem Hl. Johann Nepomuk geweiht war. Die mit der Spitze nach oben gerichtende Zunge symbolisiert das Einhalten des Beichtgeheimnisses, im weiteren Sinne weist sie aber auch auf Silentium hin, die Tugend der Schweigsamkeit. Trotz der relativ eindeutigen Attribution ist die Datierung der Kapelle problematisch und die Literatur hält sie allgemein „nur“ für eine Barockkapelle.[130] Die Quellen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erwähnen die Kapelle nicht.[131] Trotzdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass das fünfseitige Objekt bereits im Zusammenhang mit dem Bau der Kirche errichtet wurde. Als Kapelle wird es zum ersten Mal erst im Jahr 1731 erwähnt, als ihr Inventar verzeichnet wurde, was Luksch erwähnt.[132] Die einzige Information, die dieser Autor aus der genannten Quelle vermittelt, ist die Bezeichnung des in der Kapelle aufgehängten Bildes des Hl. Johann Nepomuk als „alt“. Ob zu dieser Zeit auch die Kapelle „alt“ war oder in die Kapelle nur ein älteres Bild aufgehängt wurde, ist nicht zuverlässig zu klären. Hypothetisch ist es möglich, den Bau der Kapelle mit zwei Gründerpersönlichkeiten zu verbinden – entweder mit dem Eigentümer der Herrschaft Zahořany/Zahorzan Hellfried Franz von Kaiserstein, der offenbar ein Bewunderer der Legende des Hl. Nepomuk war und im Jahr 1696 für die Kirche dessen Skulptur besorgte,[133] oder auch mit der Gräfin Esther Anna O´Gilvy, die im Jahr 1716 im Schloss Zahořany/Zahorzan eine kleinere der Mariä Verkündigung geweihte Kapelle errichtete.[134] Die Kapelle des Hl. Nepomuk existierte daher zweifellos am Anfang der 30er Jahre des 18. Jahrhunderts, als sich darin das „alte“ Titularbild und zweifellos auch eine Altarmensa befanden. Über die Altararchitektur aber schweigen die Quellen. Das Dach war zu dieser Zeit mit Stroh bedeckt, das teilweise während des Sturms wahrscheinlich im Jahr 1731 herunterfiel[135] und im nächsten Jahr für 1 Gulden und 15 Kreuzer repariert wurde.[136]

Wahrscheinlich erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, und es kann auch eine etwas spätere Zeit nicht ausgeschlossen werden, wurde in der Kapelle ein illusiver Altar im Rokokostil ausgemalt, die Luksch dem Maler František Josef Kučera aus Litoměřice/Leitmeritz zuschrieb.[137] Diese Autorenbestimmung entkräftete niemand, es gelang aber auch nicht, direkte Quellen zu finden, die diese Tatsache bestätigen würden. František Josef Kučera (1749–1820) wurde in der nahen Gemeinde Křešice/Kreschitz geboren, er wirkte in Bischofsdiensten und malte oft ähnliche Scheinarchitekturen.[138] Gerade in den Rahmen dieses ca 1,5m hohen und 1m breiten Wandgemäldes wurde das oben genannte Bild des Hl. Nepomuk platziert.[139]

Irgendwann in den Jahren 1810–1836[140] wurde aus der Kirche eine Gnadenstatue der Jungfrau Maria in die Kapelle versetzt, zu der auch deren Bekleidung gehörten.[141] Wie lange die Plastik in der Kapelle blieb und was ihr Schicksal war, ist fraglich. Die Kapelle wird in den Inventaren aus dem 19. Jahrhundert immer nur als aus baulicher Sicht einfach beschrieben, ihre Innenausstattung wird aber nicht erwähnt.[142]

Den Umfang der Abnutzung der Bedachung beweist ihr kompletter Austausch, der im Jahr 1838 verlief und den zum größten Teil die Herrschaft bezahlte, aus dem Kirchenkonto wurde ein Betrag von 43 Gulden und 51 Kreuzer zugeschossen.[143] Im Hinblick darauf, dass das Dach der Kapelle im Jahr 1844 als Klosterziegeldach bezeichnet wird,[144] ist es sehr wahrscheinlich, dass im Jahr 1838 die Deckung gerade dieses Daches realisiert wurde. Zum Jahr 1844 findet sich auch die erste Erwähnung des Türmchens, das wie heute überblecht war.[145] Die Bauentwicklung wurde von einer unlängst durchgeführten Reparatur der Fassade beendet, die sich mit der Eingangsfront und den zwei angeschlossenen Fassaden beschäftigte, die vom Friedhof aus sichtbar sind.[146]

Die Bedeutung des zweiten Gebäudes hängt wahrscheinlich mit seiner Nutzung im Rahmen des Friedhofsareals zusammen. Aufgrund der gleichen architektonischen Zeichen können wir vermuten, dass es gleichzeitig mit der Kirche erbaut wurde, im Zusammenhang mit einer breiteren Konzeption des ganzen Areals. Die bestehende Einfriedungsmauer, die auf zwei Seiten der Kapelle verläuft, ist jünger. Der Bau konnte schon von Anfang an zur Ausstellung der Reliquien dienen, bzw. zu deren Aufbewahrung. Es ist nicht auszuschließen, dass der hohe Sockel einen heute nicht mehr zugänglichen Raum des Ossariums versteckt. Wann genau das Objekt zur Kapelle des Hl. Nepomuk umgewandelt wurde, wissen wir nicht. Im sog. nepomuzenischen Fragebogen aus dem Jahr 1715, der die Verehrung des bisher nicht kanonisierten ehemaligen Prager Vikar untersuchte, wird sie nicht erwähnt.[147] Aus dem Jahr 1731 kommt dann ihr erstes, obwohl nur mittelbar bekanntes Inventar.[148] Der Zeitraum von 1715–1731 scheint völlig adäquat zur Einrichtung der Kapelle des Hl. Johann Nepomuk zu sein, gleich ob als Äußerung der Verehrung, die zur Seligsprechung resp. Kanonisierung von Nepomuk führte, oder als deren Ergebnis. Der Hl. Johann Nepomuk wurde seinerzeit als Verkörperung des Hortus conclusus verstanden, des durch die Schweigsamkeit verschlossenen Gartens,[149] was im übertragenen Sinne der Raum der Friedhofsareale ist. Zu anderen dem Hl. Johann Nepomuk geweihten Friedhofskirchen und –kapellen in den Böhmischen Ländern in der Barockzeit können bestimmte Analogien gefunden werden.

Die wahrscheinlich älteste Friedhofskapelle des Hl. Johann Nepomuk wurde auf dem ehemaligen Friedhof in Týnské předměstí in Domažlice/Taus schon im Jahr 1699 erbaut. Es handelt sich um einen sechsseitigen Zentralbau mit Eckpilastern und mit einem Dachreiter auf dem Gipfel des Pyramidendachs. Die Friedhofskirche des Hl. Johann Nepomuk in Dejvice (bei Prag) wurde an der Stelle einer frühbarocken Kapelle nach der Pestepidemie im Jahr 1713 erbaut und auch die Friedhofskirche des Heiligen in Křinec (Landkreis Nymburk) stammt aus der Zeit der Pest 1712–1714. Wieder handelt es sich um einen Zentralbau. Die wahrscheinlich jüngste Friedhofskirche des Hl. Nepomuk befindet sich in Rábí, wo sie im Jahr 1758 eine ältere frühbarocke Kapelle ersetzte, wobei die neue eben dem Hl. Johann Nepomuk geweiht wurde. Aus diesen wenigen Erwähnungen können wir natürlich keine Existenz eines Trends belegen, wir können aber auf unübersehbare Zusammenhänge aufmerksam machen, die wahrscheinlich das Andenken an die Legende des Heiligen mit sich brachte.

DER KAMPANILE

Gleichzeitig mit der Kirche wurde in der nordwestlichen Ecke des Friedhofsareals auch ein steinerner prismenförmiger Glockenturm erbaut.[150] Der schlanke Kubus des vierstöckigen Kampanile ist auf einem hohen Sockel erbaut, der die nordwestliche Ecke der Friedhofmauer unterbricht.[151] Die Stützpfeiler der Sockelmauer sowie die flankierende Vorsprünge der Friedhofsmauer ähneln wiederum dem Bau in modo di fortezze. Die Mauern des Glockenturms wurden aus Bruchsteinmauerwerk, Phonolit und Tonmergel gebaut, ergänzt durch Ziegel. Tonmergel wird im Körper der Mauer benutzt, Phonolit in den Ecken und den Armierungen. Ziegel wurden in den Einwölbungen und Zumauerungen genutzt und bilden die Armatur des Gurtgesimses.

Alle Fassaden des Kampanile wurden mit einem Maueranwurf bedeckt, der mit Grubensand in hellem Ocker eingefärbt wurde, und sich in deutlicheren Resten nur an der Westseite des Sockels erhielt, wo er mit der Technologie des groben Spritzputzes eine massive Rustika markierte. Die Eckrustika derselben Form säumte die einzelnen Felder der Geschosse, deren Fläche mit einer Glättung des Maueranwurfes betont wurden. Die flachen Umrahmungen der Luken und die Gesimse wurden kontrastreich zu den glatten Feldern wieder mit einem groben fließfähigen Maueranwurf gefasst, wie die Überreste in Höhe der oberen Etage der Ostfassade belegen. Fuß- und Gipfelgewölbesteine der Schallluken von beiden Glockengeschossen sind aus Stuck geformt. Ältere Schichten des Putzes wurden wahrscheinlich abgeschlagen, und mit ihnen wahrscheinlich auch die Profilierungen des Kordongesimses aus Ziegeln zwischen der zweiten und dritten Etage.

Der Sockel, der die Terrainstufe des Friedhofs ausgleicht, versteckt einen heute unzugänglichen gewölbten Raum, der mit der zugemauerten Eingangsöffnung vom Friedhofareals weg gedreht wurde. Wir nehmen an, dass dieser Raum als Beinhaus diente. Einen separatenEingang auf dem Niveau des Friedhofsareals hatte über dem Sockel ein gewölbter Raum, der heute den Eingang in das Turminnere darstellt. Der historische Eingang verlief über eine hölzernen Außentreppe, die die Südfront entlang zur Holzpawlatsche in der dritten Etage anstieg. Die Treppe ermöglichte den Eingang in das Innere durch das Schallfenster an der Südseite. Die Glockenetage im vierten Geschoss ist durch eine Leitertreppe im Inneren zugänglich. Der Glockenstuhl in Form eines Sprengwerk hat eine einfache Rahmenkonstruktion, die mit zwei schrägen Doppelsprießen gestützt wurde. Kurz nach dem Erbau des Kampanile wurden die Schallluken der unteren Glockenetage zu bloßen Fenster verkleinert, die anschließend an der südlichen und nördlichen Seite des Turmes ganz zugemauert wurden. Spuren von einem Glockenstuhl wurden in dieser Etage nicht gefunden. Die Kuppel mit der Laterne, mit der der Bau abschließt, ist ganz neuzeitig, im Jahr 1994 ersetzten sie ein provisorisches Pyramidendach aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts.[152] Die Glocken, die leider nicht erhalten sind, bestätigten das Alter des Kampanile. Zumindest drei von ihnen stammten aus der Zeit des Baus der Kirche, dem Jahr 1655, und waren höchstwahrscheinlich hier ohne Umguss bis zu ihrer Konfiszierung während des Ersten Weltkriegs, wie wir aus der Beschreibung von Luksch vermuten können. Die größte Glocke wurde der Hl. Dreifaltigkeit eingeweiht. Der Durchmesser der Glocke betrug 1,02 m, die Höhe 0,89 m. An der Glocke befand sich im oberen Teil eine Inschrift „O GOTT LAS DIE BEFOLEN SEIN/DIE GLOCK VND AVCH DIE KIRCH DEIN/GOS MICH NICOLAVS LÖW IN PRAG“, unter dem Allianzwappen von Johann de la Croone und seiner Frau Margherita von Birenbach stand: „IN GLORIAM SANCTISSIMAE ET INDIVIDUAE TRINITATIS HANC CAMPANAM FVNDI ET ECCLESIAM CVM TURRE FVNDITVS EX STRVI CVRAVERVNT ILLVSTMVS DNVS D JOANNES LIBER BARO DE CORONA BELGAE NATV WERTENSIS DOMINVS IN SAHROSAN ET TASCHOF SACAR MAITIS CONCOLIARIS VELLICVS PRAEFECTVS GENERALIS VIGILIARVM ET VICECOMENDANS MILITIE IN REGNO BOHEMIE ET IPSIVS UXOR DNA DNA MARGARETHA BARONESSA DE CORONA EX FAMILIA BIRENBACHENSI NATV SALISBVRGENSIS ANNO 1655“.[153] Die mittlere Glocke war der Jungfrau Maria geweiht. Der Durchmesser der Glocke war 0,8 m und ihre Höhe 0,74 m. Die Glocke war ähnlich wie die vorige konzipiert. Die obere Inschrift lautete „GOTT RVFF DVRCH MICH/DAS VOLCK ZV SICH/GOS MICH NICOLAVS LÖW IN PRAG“. Weitere Teile wurden wie bei der vorigen Glocke gelöst, d.h. sowohl das Wappen als auch die umfangreiche Inschrift über die Stifter, nur mit der Ausnahme der ersten Zeile, wo statt der Hl. Dreifaltigkeit die Jungfrau Maria angebetet wird: „IN HONOREM BEATISSIME VIRGINIS MATRIS DEI MARIAE HANC“.[154] Die kleinste der Glocken wurde Allen Heiligen geweiht. Der Durchmesser der Glocke war 0,68 m und ihre Höhe 0,65 m. Die Glocke war ähnlich konzipiert wie die zwei vorigen. Die obere Inschrift lautete: „ALLES WAS ODEM HAT LOBE DEN HERRN GOS MICH NICOLAVS LÖW IN PRAG“, andere Teile der Inschrift waren wie bei den vorigen ausgeführt, nur mit der Ausnahme der ersten Zeile, in der Alle Heiligen angebetet werden: „IN HONOREM OMNIVM SANCTORVM HANC“.[155] Spätestens im Jahr 1710 wurde in den Turm die kleinste Glocke aufgehängt, die Totenglocke, die aus Zahořany/Zahorzan auch im Jahr 1916 entfernt wurde.[156] Die Glocke hatte einen Durchmesser von 0,5 m und im Jahr 1749 wurde sie umgegossen. Obwohl es zu diesem Ereignis unter Karl Hermann O´Gilvy kam, trug die Glocke eine wahrscheinlich ursprüngliche Inschrift aus der Zeit des Abgusses im Jahr 1697, die auf die ursprünglichen Stifter Hellfried Franz von Kaiserstein und seine Frau Franziska Blandina hinweist: „L. B. DE KEISERSTEIN 9. V. M. HELFRIDVS FRANCISCVS FRANCISCA BLANDINA PRO AGONIZANTIBVS F. F. 1749“.[157]

Keinerlei Angaben über den Preis für den Bau des Glockenturmes, über die Besorgung des benötigten Mobiliars oder der Ausstattung erhielten sich, genauso wie im Fall der Kirche. Nur Vinzenz Luksch führt an, dass diese Aktivitäten, die sich angeblich etwas verzögerten, die finanzielle Lage des Geschlechts de la Croone negativ beeinflusst haben sollen.[158] Falls es zu den genannten materiellen Schwierigkeiten wirklich kam, war zweifellos nicht nur der Bau des Kirchenareals daran Schuld. Die Bauaktivitäten von Johann de la Croon in Zahořany/Zahorzan waren viel umfassender. Er ließ ein Frühbarockschloss erbauen,[159] setzte sich für die Einrichtung der selbständigen Pfarre ein und gründete hier auch eine Schule.[160]